Walter Kempowski

BIOGRAPHIE

 

Walter Kempowski, 1971.
Walter-Kempowski-Archiv, AdK
Fotograf: unbekannt

 

1929
Geboren am 29. April in Rostock als Sohn des Schiffsmaklers und Reeders Karl Georg Kempowski und seiner Ehefrau Margarethe, geb. Collasius; Schwester Ursula und Bruder Robert.

1935
Einschulung in die St. Georg Schule für Knaben.

1939
Eintritt ins Realgymnasium.

1940
Einberufung des Vaters zur Wehrmacht.

1944
Im September Einweisung in eine Strafeinheit der Hitlerjugend.

1945
Am 17. Februar Einberufung als Luftwaffenkurier. Am 26. April fällt der Vater auf der Frischen Nehrung.

1946
Im Frühjahr muß Walter Kempowski vorzeitig die Schule verlassen, arbeitet kurze Zeit als Laufbursche für ein Reformhaus und einen Steuerberater, im Herbst Beginn einer kaufmännischen Lehre in einer Druckerei.

1947
Im November geht er nach Hamburg. Eine Lehrstelle im Rowohlt Verlag kann wegen der fehlenden Genehmigung der Stadtverwaltung nicht angetreten werden. Mitte Dezember fährt er nach Wiesbaden und arbeitet in einer Labour Company der US Army als Verkäufer in einem Lebensmittellager.

1948
Besuch in Rostock, am 8. März Verhaftung, am 20. August zusammen mit seinem Bruder von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt, seit Anfang September im Zuchthaus Bautzen. Verurteilung der Mutter zu zehn Jahren Strafarbeitslager im Frauengefängnis Hoheneck wegen »Nichtanzeigens von Agenten des ausländischen Nachrichtendienstes«.

1953
Ab März Arbeit als Schreiber in der Sattlerei des Zuchthauses, im November mehrere Wochen Einzelhaft wegen des Vorwurfs der Gründung einer christlichen Untergrundbewegung.

1954
Im Januar Haftentlassung der Mutter, die nach Hamburg geht. Walter Kempowski wird Leiter des Gefängnischors.

1956
Am 7. März vorzeitige Entlassung aus dem Zuchthaus, geht zur Mutter nach Hamburg. Erste Aufzeichnungen über die Haftzeit, Beginn der täglichen Tagebuchaufzeichnungen. Im September Haftentlassung des Bruders.

1956
Im April Ankunft in Göttingen, Abiturkursus für Spätestheimkehrer. Im August Zurückweisung des Anspruchs auf Unterhaltsbeihilfe und Aberkennung des Flüchtlingsstatus. Im Herbst Bekanntschaft mit Hildegard Janssen, im Dezember Verlobung.

1957
In Göttingen Abitur und Studium an der Pädagogischen Hochschule. Recherchen für eine umfangreiche Familien-Chronik.

1958
Entstehung von Knast, einer ersten zusammenhängenden Darstellung der Bautzen-Zeit.

1959
Ablehnung des Antrages auf Gewährung von Unterstützung nach dem Häftlingshilfegesetz durch das Landesverwaltungsgericht Hamburg.

1960
Im Februar Erstes Staatsexamen, im April Heirat der Lehrerin Hildegard Janssen; das Ehepaar arbeitet an der Dorfschule in Breddorf bei Zeven.

1961
Geburt des Sohnes Karl-Friedrich. Abschluß der »Familiengeschichte der Collasius, Hälssen, Kempowski, Nölting«. Arbeit an verschiedenen Romanprojekten. Beginn der Befragungen zu Haben Sie Hitler gesehen?

1962
Geburt der Tochter Renate. Erste Verbindung zum Rowohlt Verlag.

1963
Zweites Staatsexamen.

1964
Beginn der Arbeit an einem Haftbericht.

1965
Versetzung nach Nartum bei Zeven.

1968
Im August beginnt Kempowski die Arbeit an Tadellöser & Wolff.

1969
Im Block. Ein Haftbericht erscheint im März im Rowohlt Verlag.

1970
Wechsel zum Carl Hanser Verlag, München.

1971
Mit Tadellöser & Wolff Auftakt zur Deutschen Chronik. Förderpreis des Lessingpreises der Stadt Hamburg.

1972
Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig, Förderpreis des Andreas-Gryphius-Preises.

1974
Nach Auflösung der Dorfschule in Nartum wird Walter Kempowski Lehrer an der Mittelpunktschule in Zeven.

1975
Eberhard Fechner verfilmt Tadellöser & Wolff für das Zweite Deutsche Fernsehen. Erstes Wiedersehen mit der Heimatstadt Rostock.

1976
Zahlreiche Lesungen an Universitäten und Goethe-Instituten in den USA.

1977
Gastdozent an der Universität Essen. Karl-Sczuka-Preis für das Hörspiel Beethovens Fünfte (1975). Im November Wechsel zum neugegründeten Albrecht Knaus Verlag.

1979
Reise nach Indien und Ägypten. Eberhard Fechners Verfilmung von Ein Kapitel für sich (1976) wird gesendet. Niedersachsen-Preis für Publizistik.

1980
Lehrbeauftragter für Fragen der Literaturproduktion an der Universität Oldenburg. Im April Lesereise durch die USA, Lehrauftrag an der Universität von San Diego. Gründung des Archivs für unpublizierte Autobiographien und Alltagsfotografien. Jakob-Kaiser-Preis (zusammen mit Eberhard Fechner).

1981
Beginn der Literaturseminare im Haus Kreienhoop. Hörspielpreis der Kriegsblinden für Moin Vaddr läbt.

1982
Fritz-Reuter-Plakette der Landsmannschaft Mecklenburg.

1983
In Zusammenarbeit mit Radio Bremen erstmals »Literaturtage im Kreienhoop«. Johannes-Gillhoff-Preis des Kulturkreises Mecklenburg. Im Wintersemester 1983/84 Gastdozent an der Universität Hamburg.

1984
Abschluß der Deutschen Chronik mit dem Roman Herzlich willkommen.

1986
Im April Reise nach Frankreich, Studien für Hundstage. Im Oktober Gastdozent an der Brigham-Young-University in Provo/Utah, USA.

1987
Im Juli Dozent an der deutschen Sommerschule in Portland/Oregon, USA. Zwei Reisen nach Polen, Studien für Mark und Bein. Beginn der Arbeit am Echolot-Komplex.

1988
Im Juni Gastdozent an der Universität von Taos/New Mexico, USA. Lesungen in 90 Städten.

1990
Im Januar erste Reise nach dem Mauerfall nach Rostock, im März nach Bautzen.

1991
Mit der Pensionierung Ende der Lehrtätigkeit an der Universität Oldenburg.

1993
Ostern Einrichtung eines Kempowski-Archivs in Rostock, das vor allem Anschauungstafeln zur Werkstruktur, deutsch- und fremdsprachige Buchausgaben sowie zahlreiche Sammlungsstücke aus der Familiengeschichte beherbergt. Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. 1.1.-28.2.1943 findet begeisterte Aufnahme.

1994
Konrad-Adenauer-Preis für Das Echolot. Ehrenbürger der Hansestadt Rostock.

1995
Uwe-Johnson-Preis für Das Echolot. Im Mai Ausstrahlung von Der Krieg geht zu Ende, neunstündiges Hörspiel des Hessischen Rundfunks, mit Texten aus dem Biographienarchiv.

1996
Großes Bundesverdienstkreuz. Übergabe seines literarischen Archivs an die Akademie der Künste, Berlin, als Depositum.

1997
Am 16. Juni Aufnahme eines neunzehnstündigen Video-Protokolls von 37 Fernsehprogrammen, die Textfassung erscheint als Bloomsday ’97. Erweiterung des Rostocker Archivs zu einer Sammlung über Rostocker Schriftsteller.

1999
Zum 70. Geburtstag erscheint eine Gesamtausgabe der Deutschen Chronik in neun Bänden. Im September findet im Haus Kreienhoop das 40. Literaturseminar statt. Im November Studienfahrt nach Moskau. Ehrenbürger der Gemeinde Gyhum bei Zeven.

2000
Heimito-von-Doderer-Preis. Neubau eines Archivs in Nartum.

2001
Ehrendonkosak (Rittmeister) des Allgroßen Donkosakenheeres.

2002
Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock. Nicolas-Born-Preis. Dedalus-Preis

2003
Ernennung zum Honorarprofessor für Neuere Literatur- und Kulturgeschichte der Universität Rostock. Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik der Stadt Freinsheim.

2004
Bundespräsident Johannes Rau besucht das Kempowski-Archiv in Nartum. Ehrendoktorwürde des Juniata Colleges in Huntingdon/Pennsylvania, USA. Großes Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens. Ehrenmitglied der Hamburger Autorenvereinigung. Mercator-Professur 2004 der Universität Duisburg-Essen. Der Asteroid 11789 (1977RK) wird durch die International Astronomical Union mit dem Namen »Kempowski« bezeichnet.

2005
Mit Erscheinen von Das Echolot. Abgesang’45 wird das Echolot-Projekt vollendet. Thomas-Mann-Preis. Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten beim Internationalen Buchpreis Corine, Hans-Erich-Nossack-Preis. Verkauf seiner Archive an die Akademie der Künste, Berlin.

2006
Auszeichnung für Zivilcourage des Heinrich-Heine-Freundeskreises. Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur. Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Kulturpreis Mecklenburg-Vorpommern.

2007
Arbeit an mehreren Projekten, u.a. Ortslinien, Plankton und Allzeit.