Walter Kempowski, Nartum, 1978
Walter-Kempowski-Archiv, AdK
Foto: Brigitte Müller-Fehn
Bautzen. Foto einer Zeichnung von unbekannter Hand mit Beschriftungen
von Walter Kempowski. Seite aus einem Lexikonprojekt, undatiert.
Walter-Kempowski-Archiv, AdK
Walter Kempowski, Schautafel zu Ein Kapitel
für sich, um 1975.
Kempowski Stiftung »Haus Kreienhoop«
Foto: Roman März
Walter Kempowski, Gefängnismodell: Puppenstube.
Kempowski Stiftung »Haus Kreienhoop«
Foto: Roman März
Das Archiv gliedert sich in:
1. Das literarische („persönliche“) Archiv
2. Die Sammlung der Lebensläufe und Dokumente
(„Biographien-Archiv“)
3. Die Fotosammlung
Das literarische Archiv
Den Kern dieses Archivteils bilden die klassischen Kategorien eines literarischen
Bestandes: Notizzettel, Entwürfe, verschiedene Textfassungen, Druckfahnen
mit Korrekturen, Reinschriften. Da Walter Kempowski seine Arbeit immer
sehr sorgfältig dokumentiert hat, ist eine Fülle von Material
zu den einzelnen Werken vorhanden. Dadurch ist es möglich, den Entstehungsprozeß der
Texte nahezu lückenlos verfolgen zu können. Allein die Materialien
zum Roman „Tadellöser & Wolf“ umfassen nahezu einhundert
Signaturen! Auch „Vorlesebücher“ befinden sich im Archiv,
Ausgaben, die von Walter Kempowski mit zahlreichen Anmerkungen und Anstreichungen
versehen worden sind.
Zu diesem Komplex gehören ebenfalls Tagebücher und Briefe sowie
eine Reihe von Lebensdokumenten, die das Bild des Autors abrunden. Seiner
Sammelleidenschaft verdankt das Archiv eine Fülle von Quellen zur Lebens-
und Familiengeschichte, zum Berufsalltag als Dorfschullehrer und Schriftsteller,
zur Geschichte seiner Lebensschauplätze und zur Entstehung seiner literarischen
Arbeiten.
Die Sammlung der Lebensläufe und Dokumente
Walter Kempowski hat diesen Teil seines Archivs ganz bewußt aufgebaut: Seit Anfang der siebziger Jahre hat er in verschiedenen Zeitungen Annoncen geschaltet, in denen er darum bat, ihm für seine schriftstellerische Arbeit autobiographische Aufzeichnungen, Tagebücher, Familienkorrespondenzen und Einzelbriefe zur Verfügung zu stellen. Auch auf Auktionen und Flohmärkten wurde Walter Kempowski fündig und fügte die so gewonnenen Dokumente seiner Sammlung ein. Auf diese Weise ist ein Bestand von ca. 8 000 individuellen Lebensläufen und persönlichen Dokumenten zusammengekommen, der die unterschiedlichsten Materialarten enthält.
Die Fotosammlung
Auch diese Sammlung wurde von Walter Kempowski gezielt zusammengetragen.
Es handelt sich dabei nicht um von Walter Kempowski aufgenommene Bilder,
sondern zumeist um anonyme Amateurfotografie, der teilweise ein außerordentlich
hoher dokumentarischer Wert zukommt. Bilder, die seinerzeit als reine familiengeschichtliche
Erinnerungsstücke aufgenommen wurden, erhalten, in den historischen
Zusammenhang gestellt, nun einen ganz eigenen Wert. Die Fotos liegen als
Einzelstücke, thematische Sammlungen oder in ganzen, zusammengehörigen
Fotoalben vor. Insgesamt handelt es sich dabei um ca. 300 000 Fotos.
Das Walter-Kempowski-Archiv als Ganzes bietet eine Quellenbasis, die die
Grenzen des Literarischen weit überschreitet. Es ist ein zeit- und sozialgeschichtlicher
Mikrokosmos, eine unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der bereit
ist, sich auf Erinnerungsarbeit einzulassen.