Sarkis stellt vom 19.9 bis 20.10 im kupferstichkabinett aus.


S a r k i s
Bei meiner Ausstellung ›Geistesblitz‹ in der Vleeshal in Middelburg fiel durch grüne Gelatine gefärbtes Tageslicht auf die Skulptur. Zu ihrer Rechten gab es eine Tür, die auf den Hof führte. Jedesmal, wenn jemand die Ausstellung durch die Eingangstür betrat, öffnete sich die Hoftür ganz leicht, und es entstand ein Luftzug, der die Tonbänder und damit auch die grünen Lichtreflexe in Bewegung setzte. Es war, als ob die Skulptur in ihrem Raum atmete. Ich sage ihr Raum, denn dies war vielleicht die erste Ausstellung, in der ich den Eindruck vermitteln wollte, daß der Raum gemäß meiner Skulptur gebaut wurde.

Ich habe diese Skulptur auch in Perugia in Italien ausgestellt, in einem Bauwerk aus dem 15. Jahrhundert, das damals päpstlichen Soldaten als Unterschlupf diente. Es wurde kürzlich restauriert und ist nun ein Ausstellungsraum ohne jede Struktur. Die ›Geistesblitz‹-Skulptur strukturierte den Raum wie ein Dirigent. Eine ganz oben auf der Skulptur befestigte Neonhand gab den Einsatz; sie kündigte an, daß wir uns im ersten Raum befanden und daß dieser den Takt für die vier weiteren angab. In jedem Raum war eine Neonhand an einem Kerzenleuchter befestigt, der im Stil dem Bauwerk entsprach. Die Räume waren nur durch das Licht der Neonhände erhellt. Die Besucher konnten es nicht als eine Ausstellung betrachten, die Anwesenheit der Objekte schien ihnen so natürlich, als wären sie schon immer Teil des Raumes gewesen. Es gab keine Wärter. Die Besucher, die meine Installation gesehen haben, wurden nie gezählt.

Sarkis, 1995

aus: Sarkis 26.9.19380, Ausstellungskatalog Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn 1995




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