S a r k i s
Sarkis’ Werk vergegenständlicht die visuelle Poesie und den vergeistigten Raum. Er ist ein Musiker des Raumes, er spielt mit den Anmutungen und den Gefühlen, die uns der Raum vermittelt. Doch arbeitet er nicht wie ein Architekt. Seine Raumharmonie in Tönen gründet auf der Leidenschaft für das Licht. Den Architekten schränken praktische Überlegungen ein, während Sarkis angstfrei mit Räumen spielt. Er benutzt das Wechselspiel zwischen Klein und Groß wie ein Händel oder ein Erik Satie zum Vergnügen seiner Betrachter. Er verleiht allem die Großzügigkeit der Freude am Schenken.

Farbe ist für Sarkis die Begeisterung, die sich oft mit Textur und Brillanz verbindet. Er liebt das Außergewöhnliche in der Farbe, das orientalische Licht, ungewohnte Materialien. Er findet Erhabenes in den armseligsten Stoffen wie Teer, Filz oder Neonröhren, wobei er sich vor allem mit Neon auseinandersetzt. Sarkis’ Blick und Geist suchen ständig nach Elementen, die seinen Botschaften Form geben können. Neben ›armen‹ Material, wie es die Künstler der Arte povera liebten, findet Sarkis aber auch Gefallen am Reichen, Kostbaren und Luxuriösen wie an glänzendem Satin oder Skulpturen aus Bronze mit einem Alterswert.

Sein Werk ist lyrisch, zugleich prosaisch. Daraus resultiert eine Erschütterung und Hochspannung schneller Lichtwechsel zwischen der Realität der Gegenstände, wie zum Beispiel Musiktonbändern, und etwas sehr Poetischem.

Seine Sensibilität ist unbegrenzt. Er widmet sich mit Leidenschaft der Architektur und der Musik aller Epochen. Matthias Grünewald ist einer seiner Götter. Sarkis liebt es, Geschichten zu lauschen, er ist ein leidenschaftlicher Leser und ein passionierter Koch; ein großer Sammler, der seinen inneren Schatz bildet.

Sarkis möchte das Kostbare, das Wunderbare, das Wunder schaffen. In seine Welt einzudringen, ähnelt der Lektüre von orientalischen Räubergeschichten aus Tausendundeiner Nacht, in denen die Welt der Dinge wie im Traum erscheint. Für unsere Träume müssen wir uns empfänglich machen, indem wir einschlafen, für das Erleben der Kunst von Sarkis müssen wir uns in einen Zustand der Hypersensibilisierung versetzen. Denn er liebt alles Versteckte, um das man sich bemühen muß und das man nur in sich selbst finden kann.

Sarkis ist es gelungen, in seinem Werk eine gewisse Unschuld kindlichen Verhaltens zu bewahren in der Art, wie er die Welt mit seinem Sinn für Neugierde und Verzauberung betrachtet. Zu den anrührenden und bemerkenswerten Charakteristika seiner Kunst gehört sein tiefer Humanismus, der warme und großzügige Geist, den seine Werke ausstrahlen. In ihnen ist eine Gegenwart des Menschlichen mit der Geschichte, ihren Höhen und Tiefen, Europa, Afrika, Asien, gleichsam flüchtige Referenzen wie Blitze in einem Spiegel.

Pontus Hulten




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