Topos RAUM
Programm
Das Programm wird ständig aktualisiert.

Mittwoch, 17. November 2004  
Parallel zum Symposium findet die Ausstellung eines Projektes von Jochen Gerz "Anthologie der Kunst" (18. November 2004 bis 9. Januar 2005) statt, die am Mittwoch, den 17. November 2004, um 17.30 Uhr durch Matthias Flügge, Vizepräsident der Akademie der Künste, eröffnet wird.
19 Uhr Begrüßung und Eröffnung der Tagung "Topos RAUM"
Adolf Muschg, Präsident der Akademie der Künste
Jürgen Chr. Regge, Fritz Thyssen Stiftung, Köln
Gert Mattenklott für die Veranstalter
20 Uhr Georges Didi-Huberman (Paris): L'espace danse
Einführung: Gabriele Brandstetter (Berlin)
   
Donnerstag, 18. November 2004
I. Die Erfindung und Wiedererfindung des Raumes
Moderation: Robert Kudielka (Berlin), Angela Lammert (Berlin)
Respondenten: Karlheinz Lüdeking (Berlin), Volker Demuth (Schwäbisch Hall)

Die Aktualität des Raumes in der zeitgenössischen Kunst ist untrennbar verknüpft mit der Erfahrung der Ortlosigkeit, das heißt der Auflösung verlässlicher Grenzen und Richtmaße in der Moderne. Die Mobilität der Gesellschaften und die Globalisierung der technischen und ökonomischen Entwicklung lassen erkennen, dass der Verlust traditioneller Grundlagen und Hierarchien womöglich kein Phänomen des Übergangs zu einer neuen, wiederum stabilen Ordnung ist, sondern eine radikal andere, beweglichere Orientierung im Raum vorbereiten könnte. Die möglichen Folgen und philosophischen Implikationen einer solchen Verzeitlichung und Pluralisierung der Raumkonzeptionen werden in dieser Sektion an konkreten Beispielen thematisiert.
9 Uhr Robert Kudielka (Berlin): Gegenstände der Betrachtung – Orte der Erfahrung. Zum Wandel der Kunstauffassung im 20. Jahrhundert
9.30 Uhr Jan Verwoert (Hamburg): Mehr als nur möglich
  Kaffeepause
11 Uhr Lynne Cooke (New York): From Non-Site to Multi-Site - Dia's heteroclite collection
12 Uhr Philip Ursprung (Zürich): Alles oder Nichts? Diller + Scofidios Blur im Raum der Globalisierung
   
II. Privatisierung des öffentlichen Raumes
Konzeption und Moderation: Anne Schmedding (Berlin)
Respondenten: Robert Kaltenbrunner (Berlin), Werner Sewing (Berlin/Stuttgart)

Schon seit einigen Jahren wird das Phänomen der zunehmenden Privatisierung des öffentlichen Raumes diskutiert. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur die unterschiedliche Nutzung des Raumes und sich verändernde Verhaltenscodices, sondern auch die zunehmende Ästhetisierung und Inszenierung, die wiederum eine Wirkung auf den Besucher hat. Eine Shopping Mall dient einem gerichteten Zweck, der Besucher passt sich diesem an oder kann des Platzes verwiesen werden. Trotzdem ersetzen sie zunehmend die öffentlichen Plätze in den Innenstädten, die mehr Freiräume in ihren Benutzungsmöglichkeiten bieten. Die Privatisierung des öffentlichen Raumes bis hin zu ganzen Städten (gated communities) ist in den USA, Südamerika und Asien sehr viel weiter entwickelt als in Europa. Ob die europäische Stadt angesichts der leeren öffentlichen Kassen dieser Entwicklung wirklich entgegen steht oder nur noch von ihrem Mythos lebt, gilt es zu klären.
14.30 Uhr Frank Roost (Berlin): Die Stadt als Imitat ihres eigenen Mythos? – Privatisierung und Inszenierung des öffentlichen Raumes in New York und Berlin
15.30 Uhr Daniel Herman (Los Angeles): Malls Now
Harun Farocki (Wien/Berlin): Die Schöpfung der Einkaufswelten (2001)
Gespräch und Filmausschnitt
  Kaffeepause
17.30 Uhr Jörg Stollmann (Zürich/Berlin), Ines Schaber (Berlin): Grenzwanderungen – Gated Communities und privatisierte Siedlungsmodelle in den Vereinigten Staaten
Mit Filmausschnitten von Stollmann und Schaber
   
20 Uhr Gottfried Boehm (Basel): Das spezifische Gewicht des Raumes – Die Temporalität der Skulptur
 
Freitag, 19. November 2004
III. Fiktive Räume in Literatur, Film und Environment
Moderation: Gert Mattenklott (Berlin)
Respondenten: Gunter Gebauer (Berlin), Nina Möntmann (Hamburg/Helsinki)

Auf die zunehmende Lockerung realer Ortsbindungen antworten in den hier herangezogenen Beispielen Fiktionen hybrider Orte, in denen sich reale Raumerfahrungen und Phantasmagorien überlagern und durchkreuzen. Gerrit Confurius wird sich dem "Alltäglichen Situationismus" urbaner Szenen widmen. – Doris Kolesch behandelt literarisches Mapping von "Ländern der Liebe" und spannt dabei den Bogen vom späten 17. Jahrhundert bis zum späten 20. Jahrhundert. – Annette Jael Lehmann spricht über Er/fahrungsräume und Raumerfahrungen anhand von ausgewählten Beispielen moderner und postmoderner Literatur und Filme, etwa von Texten der Beat Generation und Road-Movies in der Tradition des Film Noir.
9 Uhr Gerrit Confurius (Berlin): Alltäglicher Situationismus
10 Uhr Doris Kolesch (Berlin): Räume der E/Motion – Ausflüge ins Land der Liebe
  Kaffeepause
11.30 Uhr Annette Jael Lehmann (Berlin): On the Road – Spaces in Motion
12.30 Uhr Antje Ehmann (Berlin): Im Spannungsfeld von Realität und Theatralität – Travellings im Erzählkino und Musikvideoclip
   
IV. Immaterielle Räume in Musik und Film
Konzeption: Evelyn Hansen (Berlin)
Moderation: Björn Gottstein (Berlin)
Respondenten: Rudolf Frisius (Karlsruhe), Friedrich A. Kittler (Berlin)

Für die Musik stellt sich die Raumfrage in jüngerer Zeit vor allem von ihren immateriellen Aspekten her. Der Aufbruch in den realen Raum war in den 50er Jahren von der damaligen Avantgarde der Komponisten vollzogen worden. Es entstanden zahlreiche Stücke, in denen die traditionelle Gegenüberstellung von Podium und Publikum, wie sie der Konzertsaal üblicherweise vorsieht, vermieden wurde und sich durch eine veränderte räumliche Anordnung der Musiker neuartige Hörperspektiven eröffneten. Seitdem die technische Entwicklung es zuließ, den Klang von seiner Erzeugungsquelle, den Instrumenten, abzulösen und per Lautsprecher räumlich flexibel zu gestalten, wurde in den neu entstandenen elektroakustischen Studios – etwa in Köln, Mailand oder Paris – mit dem quasi dreidimensionalen Klang experimentiert. Viele der Forschungsergebnisse fanden Eingang in die Instrumentalmusik. Während es in diesen Jahren den Künstlern vor allem darauf ankam, die Mehrschichtigkeit und Pluralität der Wirklichkeit durch ihre neuen, multiperspektivischen Stücke bewusst zu machen, ging es später verstärkt darum zu lernen, mit der Pluralität der Zeiten und Räume umzugehen, dem Überangebot an Information, an visuellen und akustischen Eindrücken im Zeitalter von Videoclip und Zapping künstlerische Strategien der Einheit und Kontinuität entgegenzusetzen. Zum einen wendete sich das Interesse zunehmend dem Innenraum des Tones selbst zu, seinem Mikrobereich, dessen Obertonstruktur durch Vergrößerung und Projektion in extrem verlangsamte Verhältnisse die Grundlage für ein ganzes Stück liefern kann (siehe "Spektralisten"). Zum anderen gestattet die Arbeit mit dem Computer die Übertragung der digitalen Daten in andere Medien und ermöglicht eine direkte Transformation von akustischen in visuelle Strukturen, von Musik in bild- und raumkünstlerische Darstellungen.
14.30 Uhr Orm Finnendahl (Freiburg): Zum Raumbegriff in der Musikentwicklung seit Mitte des 20. Jahrhunderts
15.30 Uhr Ludger Brümmer (Karlsruhe): Vielen Dank Herr Newton – Musik aus virtueller Raummechanik
  Kaffeepause
17 Uhr Heiner Goebbels (Frankfurt am Main): Der Raum als Einladung – Der Zuschauer als Ort der Kunst
   
20 Uhr Peter Sloterdijk (Karlsruhe): Der unkomprimierbare Raum – Ein Lob der Asymmetrie
   
Samstag, 20. November 2004
V. Zwischen-Raum und Un-Raum
Konzeption und Moderation: Thomas Hensel (Köln)
Respondenten: Knut Ebeling (Berlin), Mark Wigley (New York)

Ausgangspunkt der Sektion sind Konzepte der Negation von Raum. Die Idee 'Raum' von ihrer Auflösung her zu verstehen, war Programm künstlerischer Avantgarden. Die Aufhebung der Trennung von Innen und Außen und das Erzeugen fließender Übergänge wird zu einem Leitprinzip der modernen Architektur, und in aktuellen Projekten ist eine Entwicklung festzustellen, die zwischen Innen und Außen, zwischen Raum und Oberfläche, Fläche und Tiefe kategorial nicht mehr unterscheidet. Die Sektion will den primär architektonisch realisierten Prinzipien von Zwischen- und Un-Raum konzentriert auch von anderer Seite begegnen. So soll im Rahmen der Geschichte der bildenden Kunst die mit Kurt Schwitters' "Merzbau" beginnende raumsprengende Entfaltung der Rauminstallation in den Blick genommen werden, die mit Gregor Schneiders "Totes Haus ur" ihren vorläufigen Höhepunkt erlebbar werden lässt. Zum anderen resultieren aus der Vernichtung von Abfall, abseitiger Areale wie Industriebrachen und deren materiellem Recycling und symbolischer Umcodierung postindustrielle Landschaften und neue urbane, räumliche Ordnungen. Schließlich soll dem Phänomen 'Zwischen-Raum und Un-Raum' aus medientheoretischer Perspektive am paradox anmutenden Beispiel computergenerierter, virtueller Datenlandschaften nachgegangen werden. Während bezogen auf die Architektur des Rechners einerseits ein Verschwinden des Raumes konstatiert wird, ausgehend von einer vermeintlich zunehmenden Dematerialisierung des Mediums und einer Beschleunigung der Datenübertragung, ist andererseits von einer Restitution des Raumes die Rede, festzumachen unter anderem an einer verstärkt räumlich modellierten Strukturierung von Datenbanken im Dienste einer Ordnung von Wissen. Es soll in der Sektion versucht werden, verschiedenen Ausformungen jenes dialektischen Verhältnisses von Raum und Nicht-Raum nachzuspüren und erste Grundzüge einer Ästhetik des Dazwischen zu gewinnen.
9 Uhr Karin Orchard (Hannover): "Das Haus ist vergangen" – Raumgewächse von Kurt Schwitters und Gregor Schneider
10 Uhr Susanne Hauser (Graz): Körper und ihre Haut – Neue Grenzen und Oberflächen in der Architektur
  Kaffeepause
11.30 Uhr Lev Manovich (San Diego): The Poetics of Augmented Space
 
VI. Topos/Utopos oder der Traum vom Raum
Moderation: Michael Diers (Hamburg/Berlin)
Respondenten: Kurt W. Forster (Como/Weimar), Juliane Rebentisch (Potsdam)

Die Sektion möchte jenen Spiel- und Gedankenraum ausloten, den die soziale und künstlerische Phantasie im Bereich der (Innen-)Architektur und Stadtplanung in der Gestalt von Visionen und Utopien bereit hält (und historisch bereit gehalten hat); zugleich soll gefragt werden, wozu Visionen nötig sind, wie sie Wirklichkeit werden können oder warum sie auch in der Form imaginärer Räume wichtige Funktionen erfüllen.
14.30 Uhr Beate Söntgen (Bochum): Interieur – Das kritische Potential der Gegenwartskunst
15.30 Uhr Beatriz Colomina (Princeton): Unbreathed Air – Utopian Vision as Defence
  Kaffeepause
17 Uhr

Molly Nesbit (New York): Utopia Station – The Road to Porto Alegre

18 Uhr Hans Ulrich Obrist (Paris): Unexpected Space
anschließend Abschlussempfang

(Stand 11.11.2004)

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