Charlemagne Palestine spielt am 11.8 um 11 uhr im französichem dom und um 14 uhr im carillon tiergarten.


C h a r l e m a g n e P a l e s t i n e
Sonority for Carillon, 1996

1964 wurde ich als Carilloneur der St. Thomas Episcopal Church in New York City neben dem Museum of Modern Art engagiert

Obwohl man mich ursprünglich eingestellt hatte um Hymnen und leichte klassische Melodien für Leute zu spielen die um fünf Uhr nachmittags die Fifth Avenue entlanglaufen langweilte mich dieses Ritual schon bald stattdessen faszinierten mich immer mehr die Masse und klangliche Qualität der 25 Taylor-Glocken des Glockenraums in dem ich spielte

Schon damals war ich sehr fasziniert von der Musik Balis und Javas besonders dem Gamelan und von der zeitgenössischen Musik von Messiaen und Cage, Xenakis und Stockhausen Ich begann zu improvisieren und versuchte meine eigene Klangsprache auf diesem mit Fäusten und Füßen gespielten Glockeninstrument zu kreieren

Ich spielte sechs Tage die Woche täglich 25 Minuten und entwickelte eine Form die ich über sechs Jahre fortsetzte Diese bestand aus einer kurzen Hymne am Anfang dann etwa 15 Minuten meiner eigenen Inventionen die ich schließlich Birth of a Sonority in Progress nannte und abschließend einer weiteren Hymne Damals erfand ich eine Art Tägliche-Seifenoper-Form Das heißt der 15-minütige Teil des einen Tages setzte sich am nächsten Tag wie bei einer jahrelang fortlaufenden Seifenoperngeschichte fort In sechs Jahren hatte meine Arbeit etwa 1700 Episoden

In der Version für Berlin hoffe ich einige Elemente dieser Arbeit auf eine neue Art weiterzuentwickeln Eine Art Medley aus 1700 seltsamen Episoden dieser meiner ersten offiziellen ewiglichen, minimalesken klanglichen Untersuchung als Avant-Garde-Komponist der mit seinen gerade 17 Jahren als das Stück begann und mit seinen 23 Jahren als das Stück endete schon für seine elektronische und Klavier-Musik bekannt war Dies war mein erstes wirklich wichtiges Stück und hatte zahllose Einflüsse auf alle meine folgenden Arbeiten

Charlemagne Palestine, 1996




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