C h a r l e m a g n e P a l e s t i n e
Charlemagne Palestine ist neben La Monte Young, Riley, Glass, Reich und Conrad einer der Begründer der Minimal Music. Minimal Music war eine Reaktion auf die intensive Komplexität der damaligen zeitgenössischen Musik, wie sie etwa von Stockhausen und Boulez komponiert wurde. Palestine behauptet, daß die Minimal Music unabhängig von dem, was sie wurde, einem spontanen, ungeplant potentiell heiligen Ort entsprang.

Seine erste ernsthafte musikalische Erfahrung machte er während seiner Kindheit als Sänger von Borduntönen im Synagogenchor. Wenig später spielte er bei Aufführungen für Carillon – ein physisch sehr herausforderndes Instrument, da es mit den Fäusten geschlagen wird. 15 Jahre später setzte er diese Technik bei seinen oft sehr exzentrischen Performances auf dem Bösendorfer ›Imperial‹-Flügel wieder ein. Seltsame Kleidungsstücke, ausgestopfte Spielzeuge, Napoleon Cognac und endlose Zigaretten dienten ihm als Requisiten in einer obsessiven klanglich-schamanischen Suche. Seine Bordunakkorde, die Aufmerksamkeit für resonierende Obertöne und die reine Physikalität der Klänge waren neu und richtungsweisend und hatten später einen großen Einfluß auf Glenn Branca, Sonic Youth und andere.

Palestine versteht sich selbst als Alchemist, der mit dem Aufbau und den Farben von Klang beschäftigt ist, die daraus gewonnenen Erkenntnisse in transzendentale Erfahrungen umwandelt und damit einen Prozeß der inneren und sogar sprituellen Evolution artikuliert. Obwohl seine Musik von außen betrachtet unveränderlich erscheint, erneuert sie doch in einem natürlichen Prozeß ständig ihre Struktur. Palestines Musik ist ein fließendes Objekt, wie eine Quelle oder ein Geysir; fast in Abwesenheit von Musik wird ein großer Reichtum an Obertönen und organischen Strukturen geschaffen.

Roland Spekle



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