Götz Lemberg stellt im Postfuhramt aus.


G ö t z L e m b e r g
HörRäume ist eine begehbare Rauminstallation. Inmitten der Geschäftigkeit und der kakofonischen Klangkulisse des Großstadtalltags schafft diese Einrichtung einen Ort der Ruhe. Das Bedürfnis vieler Menschen nach Ruhe ist groß. Mit ihr verbinden sie innere Harmonie, Muße und Frieden, Zustände, die im Alltag schmerzlich vermißt werden. Wege in die Stille möchte einen Zugang zur Ruhe ermöglichen. Zugleich verschweigt die Installation nicht die Herausforderungen, die für den Einzelnen in der Stille verborgen liegen: Konfrontation mit Sehnsüchten und Ungewißheiten, das Spüren der eigenen Existenz: allesamt verunsichernde Erfahrungen. Stille kann aber auch eine Quelle für Mut, Kraft, Offenheit und Hingabe sein – wenn man sich auf sie einläßt.

Über zwei Stationen gelangt der Besucher in die Stille. Im ersten Raum hängen Stoffbahnen so dicht, daß sie an den Ohren des Besuchers entlangstreifen, während er geht. 100 Meter verschiedene Stoffe rauschen, berühren das Ohr und sprechen es an. Eine Polyfonie aus Stoffklängen entsteht, leise und unaufdringlich. Der Stoff verbindet mehrere Sinne: Er entspannt das Gesicht, streift Spannungen von den Ohren ab und befreit das Auge von seiner Arbeit. Die alltägliche Geräuschkulisse verschwindet.

An ihre Stelle treten in einem Hörtunnel einzelne Klänge verschiedenster Ursprünge. Gemeinsam ist ihnen, daß sie im Alltag keinen oder kaum noch Raum haben. Gegen die Gewalt des Krachs kommen sie nicht an. Dieser Tunnel ist eine Einladung zu hören. Indem man den einzelnen Klängen nachhorcht, erschließt sich erst seine Vielfalt und sein Reichtum, erhalten Assoziationen und Gefühle Raum.

Jeder Klang fordert Stille, führt geradezu in sie hinein, um ganz aufgenommen und verstanden zu werden. Und die Stille führt zur Ruhe und diese zum erneuten Hören.

Götz Lemberg





Home | Kunstwerke | Schauplätze | sonambiente live
Werk | Biografie | Essay | Werkschauplatz