in hora mortis - wird am 30.8, 31.8, und 1.9. jeweils um 20.30 im hebbel-theater aufgeführt.


A c h i m F r e y e r / A l v i n C u r r a n



in hora mortis
Musiktheater in drei Bildern

Lebenstänze in den Tod.
Lustspiele aus Sehnsüchten.
Traumbilder der Angst.
Verdrängung von Vergangenheit und Zukunft.
In einem streng kanonischen Ablauf zeigt eine Figurengruppe drei determinierte Erscheinungsformen gesellschaftlicher Realität. Ort und Geschehen verwandeln sich durch Kostüm und Licht.
Bilder eines voyeuristischen Alltags, Tourismus als Lebensmetapher, das Nicht-sein-Wollen, wo man ist, das Suchen nach der maximierten Vermarktung des inneren und äußeren Erlebens,
Bilder eines dekadenten und lasziven Gesellschaftsspiels,
Bilder eines Totentanzes, Bilder der Vision eines Gestern und Morgen.
Wir sind immer unterwegs. Das ist nicht nur ein positives Bewegen. Wir sind Touristen geworden. Wir fliehen vor uns selbst. Wir suchen an fremden Orten Halt, unsere Verwirklichung.

Das Stück handelt in drei Akten von diesem Bewegtwerden, diesem Getriebensein. Der ewige Tourist bricht in einem halbstündigen rituellen Bewegungsablauf ins Theater ein. Weitere 30 Minuten bildet er eine laszive Gesellschaft, die sich durch Kostüme verwandelt, sie wird selbst zum Besitzer dieser Räume mit gleichen Bewegungen, gleichen Haltungen. Der dritte Teil liegt in einer Zeit weit hinter und vor uns. Eine tote Gesellschaft, lemurenartig, zwischen aufgestellten Fotos an Bilder gefolterter und vernichteter Menschen erinnernd, die noch immer als ewige Touristen das Ritual wiederholt.
Das szenische Material ist eine unabhängige aus sich selbst entwickelte Einheit, die sich den parallel dazu geschaffenen musikalischen Motiven zu verbinden und gleichzeitig zu widersetzen sucht.

Achim Freyer, 1996

Mit einer Hammondorgel, einem Akkordeon, einem ungestimmten Klavier, drei Drumsets und 21 weiteren Instrumenten habe ich ein oppulentes Salonorchester zusammengestellt. Die Musik ist in jeder Hinsicht die Variation eines imaginären Totentanzes. Sie ist ein krampfhaftes und wahnsinniges Gebilde aus Trümmern populärer Musikformen – darunter ein Quasi-Tango und ein jiddisches Schlaflied. Ein musikalischer Komposthaufen im Fegefeuer von Achim Freyers In hora mortis.

Alvin Curran, 1996




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