M a r k T r a y l e
La perruque ist etwas ein wenig Aufgepropftes, bei dem die schönsten Pläne von Mäusen und Microsoft ein wenig schiefgehen. In diesem Moment geschieht etwas (oder bleibt ungeschehen), weil es im besten aller Interessen ist. Dem menschlichen Interesse, nicht dem höchsten.

Der Powerglove, dieses Ding aus Plastik, das tausend Tastaturanschläge hinauskatapultiert, ist ein wundervolles Beispiel. Sein teurerer Bruder, der Dataglove, wurde ursprünglich von Komponisten erdacht (ob von Laucier oder Gresham-Lancester ist irrelevant) und in der Venture Virtual Reality erbaut. Ein dritter Komponist nutzte die Macht der Barbie-Begeisterung, um den Powerglove weiterzubringen. Die Technik des Powerglove war wertlos, schon bevor er gebaut wurde. Es gab ihn nur als Trugbild am Horizont einer allgemeinen Sehnsucht. Ebenso unbrauchbar wie der Datenhandschuh — wenn auch viel billiger —, fand er seine wahre Verwendung an den Händen von Komponisten wie Mark Trayle.

Das gesamte Werk von Trayle ist im eigentlichen Sinne perückenhaft, gleich ob der Powerglove, das phonomagnetische ›Ouija Board‹ oder die ›Französische Dose‹ (ein sample hybrid aus Konservendose und Horn) Verwendung findet. Trayles Arbeiten setzen Schutteile zusammen, sowohl im materialen Sinne (mit der Erfindung unmöglicher Kontrollinstrumente) wie im musikalischen (mit der Auswahl unmöglicher Klangbruchstücke). Wichtig ist, Vielfalt und Humor der einzelnen Klang-Samples zu erwähnen, sie reichen von Surf-Musik und scratchigem Satie bis zu dem low-fi Cybershit all der Nachrichtensender und Funktelefone. Die Ziele sind immer die gleichen, nämlich eine Situation zu erzeugen, in der menschliche Aktion und Silikon-Reaktion stets einmalige Aufmerksamkeit erregen; eine Situation des ›business as unusual‹.

Ron Kuivila




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