S o d o m k a / B r e i n d l
Unter dem Aspekt fragmentarischer oder experimenteller Erkundung sind Begriff und Sinnlichkeit, Konzept und Realisierung, das Vermögen zu denken und das Vermögen darzustellen an einer offenen Schnittstelle angesiedelt. Sie bezeichnet eine imaginäre Grenze, die in den verschiedensten Richtungen, zumindest aber im Richtungstausch von innen und außen — als Metapher unterschiedlicher und auch gegensätzlicher Denkraum- und Schaurauminhalte — katalysatorisch wirksam wird. Man muß die Grenz- und Schnittlinie heute als die wesentlichste Plattform künstlerischer Handlung und Haltung akzeptieren, wobei ihre Positionierung im gesamtkulturellen Erfahrungsraum variabel ist, da die Verbindung einer Vielzahl von Punkten im Koordinatensystem in Betracht kommt. Der empirische Blick auf die Kunstproduktion der Moderne wie auf den heute an vielen Stellen aufgebrochenen Kokon der Postmoderne erlauben diese Schlußfolgerung, ohne ein neues interpretatorisches Regelwerk auf die Waagschale der rezeptorischen Vereinnahmung (…) zu legen: Intelligible Aussagen sind an jenen Schnittstellen zu finden, an denen die die Erwartungshaltung befriedigenden eklektischen Werke geschickt vorbeimanövrieren. Diese sind Hilfsmittel zur Widerspiegelung gesellschaftlicher Kräfte bzw. Illustrationen vorausformulierter Metaebenen (…).

Wie räumliches Denken mit dem Ende der Zentralperspektive nicht seinen Abschluß gefunden hat, so ist auch die Interaktion von Betrachter und Kunstwerk in neuen Dimensionen immer wieder Gegenstand künstlerischer Untersuchungen. Sodomka/Breindl geht es dabei (…) nicht — wie in den 80er und 70er Jahren — um Phänomene des virtuellen Raumes oder um die ›Vollendung‹ des Kunstwerks durch den Konsumenten. Im Gegenteil: die Störung aufgrund von Handlung ist das Ziel. Im Zentrum der Überlegungen und Erkundungen steht die normale Benützungsebene eines Raumes, der mit einfachen technischen Eingriffen und Anordnungen präpariert wird. Für die Aufschlüsselung und qualitative Beurteilung der künstlerischen Methode erweist sich die scheinbar anspruchslose Komposition, gerade im Verzicht auf apparative Überfrachtung, als entscheidender Ausgangspunkt.

Werner Fenz

aus: Werner Fenz, ›Paradoxien der Raumerfahrung‹ in Sodomka/Breindl, State of Transition, Ausstellungskatalog Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum, Graz, hrsg. von der Gesellschaft der Freunde der Neuen Galerie, 1994





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