S a n i / S a s s o
Die grundlegende Haltung der Musik Nicola Sanis besteht darin, daß ihre formativen Faktoren — wider die übliche Spezialisierung des Klanges — eine enge Beziehung mit all dem eingehen, was den jeweiligen Ort zu einem spezifischen akustischen Raum macht: Dinge, Objekte, Personen, Publikum eingeschlossen. So wird der Ort selbst Teil dieses musikalischen Handelns, dieses musikalischen sich Bewegens, wird Bestandteil einer kompositorischen Logik, die letztlich in sich selbst bereits multimedial ist. Auch wenn man nur von der Musik allein ausgeht, die sich aber ständig anderen, auch szenischen Kommunikationsformen aussetzt, zeigt sich, daß die multimediale Dimension tatsächlich das ist, was das musikalische Schaffen und Denken Sanis am stärksten charakterisiert. Der Terminus ›Dramatisierung‹ scheint sich aufzudrängen, treffender aber wäre, von ›Handlung‹ zu sprechen, und zwar in dem Sinn, in dem man anstelle von ›Musikdrama‹ oder ›Oper‹ von ›szenischer Handlung‹ spricht. Im Falle Sanis vor allem musikalisch-szenisch, da bei ihm auch rein instrumentale oder vokale Musik bereits szenisches Handeln ist. So liegt die Qualität von Sanis Musik vor allem in diesem multiformen Handeln, seiner multimedialen Haltung.

Luigi Pestalozza

aus: Luigi Pestalozza (ohne Titel) in Nicola Sani, hrsg. v. Suivini Zerboni, Mailand 1996


Mario Sasso ist ein Künstler, dessen Suche nach einer originären Ausdrucksform mit der Malerei begann, und er ist ihr in seiner Arbeit für Fernsehen und Film, später mit elektronisch erzeugten und per Computer transformierten Bildern stets verbunden geblieben. Diese Beziehung zwischen Malerei und neuen Technologien, zwischen traditionellen künstlerischen Ausdrucksformen und ihrer Verwendung in filmischen und anderen audio-visuellen Ikonographien war nie durch zufällige Lebens- und Arbeitsumstände geprägt, sondern vielmehr durch eine Notwendigkeit. Sassos Interesse für vielfältige Formsprachen und deren Verknüpfung ist in der Einheit von Intuition und poetischem Selbstbewußtsein zu spüren, die in jeder seiner vielschichtigen und sensiblen Arbeiten (sei es ein Gemälde, ein Video, eine ›Titelsequenz‹ oder eine Installation) präsent ist.

Die Malerei Sassos entsteht im Kontext der zweiten italienischen und europäischen Avantgarde, in einem Klima undogmatischer Revision und kreativen Eklektizismus. Sassos Handschrift ist energisch und ausbalanciert zugleich; neben Farbexplosionen steht seine konstante Aufmerksamkeit für strenge Geometrie und Struktur der Komposition, die an die Renaissance denken läßt. Sie ist zugleich eine der bedeutsamsten Wurzeln des von Sasso zunächst für Fernsehen und Video, später für numerische Bilder und die räumlich-zeitlichen Möglichkeiten der Installation empfundenen Interesses. Sassos Fähigkeit, in einem einzigen Werk (besonders in den Piktogrammen und den Arbeiten über die Straßenverzeichnisse von den 80er Jahren bis heute) gestische Intensität und eine explizite, wenn auch freie Revision der Poetiken von Mondrian und Malewitsch zu vereinen, ist Zeichen für den Reichtum an Inspiration und Referenzen, den Sasso auf einem weitergehenden Kommunikationsniveau auch in seinen Titelsequenzen für das Fernsehen zu verwenden verstanden hat.

Marco Maria Gazzano

aus: Mario Sasso. Architetture electroniche. La città, la Televisione, hrsg. v. Associazione Mara Coccia, Marco Maria Gazzano, Rom 1994



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