Y u f e n Q i n
Die chinesische Künstlerin Yufen Qin beschäftigt sich seit 1988 mit Rauminstallationen. Es ist ihr Anliegen, daß die Menschen in der Betrachtung dieser Arbeiten zur Gelassenheit zurückfinden. "Ich möchte sie in eine meditative Stimmung versetzen, in der sie die Poesie im Alltag sehen, fühlen und atmen können", äußerte die Künstlerin in einem Interview. Um dieses Ziel zu erreichen, begibt sich Yufen Qin auf die Suche nach dem Schwebezustand zwischen den Extremen. In ihren Installationen kombiniert sie Schwere mit Leichtigkeit, Stillstand mit Bewegung, Starre mit Biegsamkeit und läßt Musik und Schweigen aufeinandertreffen. Sie folgt ganz der traditionellen chinesischen Philosophie, wenn sie erklärt, daß nur dort, wo die Konfrontation des Gegensätzlichen in einen Zustand der Balance mündet, tiefe Ruhe und wahrhafte Gelassenheit eintreten können.

Die Gegenstände und Materialien, die Yufen Qin für ihre Installation auswählt, können sowohl aus dem europäischen als auch asiatischen Kulturkreis stammen. Sie müssen jedoch Bestandteile ihres persönlichen Alltags sein. Für die Installation Frühling in der Jadehalle (1995) verwendete die Künstlerin mehr als hundert klappbare Wäscheständer. In der Rauminstallation Qing Zhou (Schwebende Boote) (1996) im Sprengel Museum, Hannover, ließ Yufen Qin 3000 Mundschutze von der Decke des Museumsplatzes im Inneren des Gebäudes hängen. In beiden Installationen wurde die ganz besondere Fähigkeit der Künstlerin deutlich, schlichte Alltagsgegenstände in ästhetisches Material zu verwandeln. Durch die serielle Inszenierung konnte der Betrachter die alltägliche Funktion der Gegenstände ›übersehen‹ und sie statt dessen als ästhetische Formationen wahrnehmen.

Auch in der Installation Bambuswald verwendet Yufen Qin ein Material, mit dem sie sich täglich umgibt. Bambus spielt darüber hinaus eine Schlüsselrolle in der chinesischen Tradition und trägt zahlreiche symbolische Bedeutungen. Im Alltag wird er als Nutzpflanze vielfältig eingesetzt; so werden Flöten und andere Musikinstrumente aus Bambusrohren hergestellt.

Die chinesische Musik ist ein wiederkehrendes Element in den Arbeiten Yufen Qins. Sie bietet der Künstlerin die Möglichkeit, die Poesie in den von ihr geschaffenen Räumen anklingen zu lassen. Der Betrachter soll von der meditativen Atmosphäre verzaubert werden und dem Reichtum und der Heiterkeit in den Installationen nachspüren.

Susanne Meyer-Büser

1 Qing Zhou (Schwebende Boote), 1996, Klanginstallation, Sprengel Museum, Hannover; Mundschutze, Fäden, Lautsprecher, Kabel; zu hören ist eine vierkanalige Komposition verfremdeter Klänge des traditionellen chinesischen Saiteninstruments Zheng 2 Qing Zhou, 1996, Detail



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