Ed Osborn Ed Osborn, ein Ingenieur im auditiven und visuellen Bereich, verlagert bekannte Klänge und Objekte aus ihrer gewohnten Umgebung in eine andere. So öffnet er uns einen neuen Blick auf die Alltagswelt. Denn durch die veränderte Umgebung ändern die Klänge und Objekte auch ihre Bedeutung in unserem kollektiven Gedächtnis und führen uns zu neuen Einsichten über unsere gemeinsamen Lebensverhältnisse wie auch über die Anpassungszwänge, die unser tägliches Leben bestimmen. Die Bedeutung von Osborns Stücken bewegt sich oft in einem Spannungsverhältnis von Definition und Neudefinition. In seiner Installation Blindfield (1994), wird eine Reihe von Flügelventilatoren mit dünnen Drähten verbunden, an denen Kontaktmikrofone befestigt sind. Diese übertragen die Vibrationen der Drähte und Ventilatoren auf diejenigen Ventilatoren, deren Flügel durch Lautsprecher ersetzt sind. Wenn sich die Ventilatoren drehen, ändert sich die Dehnung der Drähte, was als langsames Auf- und Absteigen von Tönen zu hören ist. Das auch sichtbar veränderte Netzwerk der Drähte klingt wie ein beunruhigender Chor, der auf die konstante Anpassung in den Anforderungen beim Aufbau und Unterhalt sozialer Systeme verweist. Die Bezugnahme auf menschliche Aktivitäten geschieht hier aber nicht im wörtlichen Sinne, sondern ist metaphorisch zu verstehen. Osborns Arbeit fordert den Besucher zum Nachdenken heraus. In einigen Fällen bringt uns die Arbeit zum Grübeln, zur Konzentration auf die Erfahrungen anderer Menschen und zum Vergleich mit unseren eigenen Erfahrungen. In Attempting Ziggurats (1992) definiert Osborn die amerikanische Lebensweise mit der Darstellung ihres Gegensatzes. Er läßt Stimmen von Einwanderern und ausländischen Besuchern der USA aus roten Spielzeugwagen kommen. Sie erzählen von ihren frühesten Erinnerungen, ihren ersten Eindrücken von den USA und von ihren Plänen hier. Durch die Verbindung der Erfahrungen, die Außenstehende mit dem Land aller Möglichkeiten machten, mit dem Bild aus der eigenen Kindheit fordert Osborn uns auf, uns auf unsere gemeinsame Herkunft zu besinnen, auf deren Unterschiede und auf das Andauern der Hoffnung trotz der ungleichen Voraussetzungen und der ungenauen Definition dessen, was es heißt, Amerikaner zu sein. Seine Arbeiten erzeugen eine Spannung zwischen Zufälligkeit und Determination, die beim Ablauf von Ursache- und Wirkungssystemen entstehen. Das ist auch in Parabolica (1996) der Fall: An dem Wagen einer Modelleisenbahn ist ein Lautsprecher befestigt, der während seiner Fahrt verschiedene Klänge überträgt. Er fährt im Kreis, kann aber am Ende einer Kreisbahn auch eine Variante der vorigen Fahrtroute nehmen. Wir sind Passagiere in diesem Zug, reisen in einer Lebensroutine, die sich niemals zu weit von der Normalität entfernt; dennoch haben wir die Möglichkeit, unseren eigenen Weg zu gehen ungeachtet aller Kräfte, die uns tendenziell in die Mittelmäßigkeit zwingen wollen. Catherine Clark |