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B r i a n E n o
die kunst der übergänge Brian Enos Arbeiten sind in einer bemerkenswerten Bandbreite künstlerischer Genres angesiedelt, die von Rock- und Avantgarde-Popmusik über Audioarbeiten bis zu Video- und Kunstinstallationen reichen. Als Musiker, Komponist und Produzent ist der diplomierte Künstler und musikalische Autodidakt seit 1972 bis heute durch seine Zusammenarbeit mit Rock- und Popmusikgrößen wie Roxy Music, U 2, David Bowie, Talking Head, David Byrne und Nico bekannt, mithin Künstlern, die meist am Rand der kommerziellen Unterhaltungsmusik avantgardistische Tendenzen verfolgen und zudem mit außergewöhnlichen visuellen und dramatischen Mitteln arbeiten.

Auch Enos Soloarbeiten, die er seit 1973 veröffentlicht, sind – über die Grenzen der Rock- und Popmusik hinaus – avantgardistisch, genreübergreifend und zum Teil sogar genrebegründend. Am Anfang standen reine Klangarbeiten jenseits traditioneller Kompositionsformen, bei denen nach einem Konstruktionsschema erstellte in Dauer, Klanghöhe und -charakter unterschiedliche Tonbandschleifen zu permutierenden musikalischen Strukturen führten. Einige dieser Arbeiten gehören zum Genre ›ambient music‹, das Eno ab 1975 mit mehreren Kompositionen entwickelte. Es sind ruhige, fließende Klangumgebungen für private und öffentliche Räume oder Filme aus Umweltklängen und tonalen, gelegentlich auch atonalen Klangfolgen, die als klangliche Landschaftsbilder diese Räume akustisch erweitern – eine eigenständige Weiterentwicklung von Erik Saties ›musique d’ameublement‹. Über die Vertriebswege der Rockmusik fanden sie große Verbreitung und wirkten als Anregung für atmosphärische Raumklanginstallationen und -kompositionen vieler jüngerer Künstler.

Bereits Ende der 70er Jahre setzte Eno Videobilder als optische Ergänzung zu den ›ambient‹-Kompositionen ein und begann später audiovisuelle Videoinstallationen zu entwickeln, in denen er die elektronisch erzeugte Klangverfremdung der ›ambient music‹ auf den visuellen Bereich übertrug. In Mistaken Memories of Mediaeval Manhattan (1981) z.B. läuft die farbintensivierte Skyline Manhattans langsam zu ruhigen Klängen über den vertikal gestellten Bildschirm und führt so zu einer Modifikation der Zeitwahrnehmung beim Betrachter. 1983 fügte dem Eno schließlich eine weitere Dimension hinzu und entwarf seither surreale, spärliche Welten in audiovisuellen Installationen aus Klang, Licht, Video, Dias und Objekten in abgedunkelten Räumen.

Für sein jüngstes Projekt kehrte Eno nun zur reinen Klangarbeit der ›ambient music‹-Ära zurück und überführte den Ansatz der Permutationsbeziehungen zwischen den Klangschichten in denjenigen einer Konzeptkunst. Aus der Überzeugung heraus, daß Musik und Hörer ein System bilden und der Hörer sich unabhängig von der vom Komponisten geschaffenen musikalischen Struktur seinen eigenen Verstehensweg durch die Musik bahnt, reduziert er die Arbeit des Komponisten in Generative Music 1 auf die Definition von Klang- und Verbindungsparametern, deren Ablauf anschließend vom Computer mit kommerzieller Spezialsoftware komponiert und erzeugt wird. Die Beziehung des Komponisten zur Musik ist damit eine andere geworden.

Martha Brech


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