E.U.positive KUNST AUS DEM NEUEN EUROPA
Ausstellung

Ausstellung der
Akademie der Künste in Zusammenarbeit mit dem
Museumspädagogischen Dienst Berlin
im Rahmen des KULTURJAHRs der ZEHN
19. September – 7. November 2004


Kuratoren: Matthias Flügge, Eckhart Gillen

Der Ausstellungstitel "E.U. positive" ist einem Werk des estnischen Künstlers Marko Laimre aus dem Jahr 2001 entlehnt. Er steht in seiner Ambivalenz für einen großen Teil des gegenwärtigen Kunstschaffens in den Beitrittsländern. Denn die Künstler blicken nicht nostalgisch zurück auf das alte Mitteleuropa, das es nicht mehr gibt, sondern konfrontieren den Betrachter mit einer illusionslosen, sarkastischen Bestandsaufnahme der Gegenwart. Alles ist offen, nichts sicher. War es früher der politisch-ideologische, ist es heute vor allem ein ökonomischer Kontext, in dem die Kunst agiert. Niemand trauert den alten und unhaltbar gewordenen Zuständen nach. Die visuellen Diskurse in allen Medien zeitgenössischer Kunst kommentieren den Umbruch eher als Abbruch, denn als Aufbruch. Sie öffnen uns damit die Augen für den doppelbödigen Alltag in den postsozialistischen Ländern und die surrealen Aspekte des Transformationsprozesses: "Manchester-Kapitalismus", Migrationsströme, ethnische Minderheiten, poststalinistische Strukturen und Mentalitäten.
Der slowakische Schriftsteller Michal Hvorecký spricht für viele seiner Kollegen, wenn er die eigentliche Aufgabe der Künstler im ästhetischen Widerstand gegen eine allverzehrende Medien- und Konsumgesellschaft sieht, in der auch Geschichte zum frei zitierbaren Zeichenarsenal auf T-Shirts, in der Pop-Musik geworden ist. Dennoch ist nie in Vergessenheit geraten, dass die Wende nach 1989 eine unerwartete Rückkehr der Geschichte bedeutete. Der forcierten Sowjetisierung wurde und wird in den Filmen und Fotografien besonders aus Litauen, Polen und Ungarn eine intensive Hinwendung zur eigenen Geschichte entgegengesetzt, aus der viele Künstler versuchen, die eigene kulturelle Identität in der Vielstimmigkeit Europas neu zu bestimmen. Berlin an der Schnittstelle der Hemisphären, das sich als Drehscheibe zwischen Ost und West versteht, ist der richtige Ort für die Präsentation der Kunst aus den neuen Mitgliedsstaaten der EU.
Die Auswahl berücksichtigt Werke von Künstlern unterschiedlicher Generationen, die diese faszinierende Offenheit der Entwicklung begleiten. In der Ausstellung werden Arbeiten der Malerei, Skulptur, Fotografie, Grafik sowie Video- und Computerinstallationen von mehr als 40 KünstlerInnen aus den Beitrittsländern und darüber hinaus zu sehen sein, die sich mit dem neuen europäischen Bezugssystem beschäftigen und eigene zeitgenössische Präsentationsformen entwickeln. Es soll ausdrücklich nicht um eine repräsentative Darstellung der jüngeren Kunstgeschichte in den Ländern gehen, die Ausstellungshallen der Akademie der Künste werden vielmehr als ein Erfahrungsraum verstanden und inszeniert, in dem in den Sprachen der Künste über das neue Europa nachgedacht wird. Ein Kino mit einem umfangreichen Filmprogramm der beteiligten Künstler sowie ein Literaturprojekt mit SchriftstellerInnen aus Mittel- und Osteuropa, die sich während der Laufzeit der Ausstellung in Berlin aufhalten, sind in die Ausstellung integriert. Es erscheint ein Ausstellungsmagazin.

Matthias Flügge, Akademie der Künste
Eckhart Gillen, Museumspädagogischer Dienst



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