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P e t e r V o g e l
Peter Vogels künstlerische Arbeit entwickelt sich um den Begriff und die Systematik der Kybernetik. Dabei akzentuiert er in erster Linie die Kommunikation als wesentlichen Aspekt der Kybernetik, die die zwischen einem Sender und einem Empfänger sich abspielenden Vorgänge, das heißt die Vermittlung von Nachrichten, definiert. In seinen Objekten versucht Vogel diesen Theorieansatz zu vergegenständlichen, ihn erlebbar und damit begreifbar zu machen.

Vogels kybernetische Objekte entwickeln eigendynamische Qualitäten im Umgang mit dem Betrachter, die weniger auf erkenntnistheoretische – dies erst im zweiten Schritt –, sondern auf sinnliche und spielerische Rezeptionsmuster hin wirken. "Die reale Wechselwirkung zwischen Werk und Publikum führt zu einer andersartigen Sensibilisierung des Betrachters im Kontakt mit dem Werk. Sein Spieltrieb wird aktiviert, neue Strategien werden entwickelt, die Reaktionsfähigkeit und die logische Struktur des Objekts setzt neue Anreize zur Auseinandersetzung." (Peter Vogel, 1971) – Der Ansatz, den Vogel in seinen künstlerischen Arbeiten verfolgt, ist ein minimalistischer. Es geht ihm darum, die Reize, die Formen und die Elemente auf ein determiniertes Grundelement zu beschränken, um daraus eine unendliche Dimension der Variationen zu entwickeln. In den Wiederholungen gestaltet sich in fast unmerklich fortschreitenden Veränderungen immer wieder neues und zwingt zu sehr genauer und äußerst sensibler Wahrnehmung. Dabei sind Umfang und Gewichtung der Objekte verschieden. Von Arbeiten, die nur ein Klangmodul verwenden, bis hin zu Klangwänden, bei denen 15 Fotozellen eine jeweils bestimmte Rhythmus- und Tonstruktur wiedergeben, wenn sie durch die Veränderung der Lichtwerte, ausgelöst von den Bewegungen der Körper im Raum, stimuliert werden, reicht das Spektrum. Dabei entstehen sowohl kleine Klangmelodien als auch komplexe Klangkompositionen im Dialog mit dem Betrachter.

Zeit vor allem wird dabei thematisiert und wird als Dimension erfahrbar. In den Klangabfolgen wird ihr Verlauf spürbar, wird deutlich, wie sie sich steuert und ereignet. Diese sehr komplexen und theoretischen Ansätze der Arbeiten von Peter Vogel werden aber für den Betrachter gleichsam spielerisch erfahrbar, ohne Anstrengung, ohne bemühte Intellektualität im Maße von Freude, Spiel und Spaß. Der hohe Anteil an "Eigenleistung", der vom Rezipienten gefordert wird, ohne ihn mit theoretischen Ansätzen zu quälen, hat quasi pädagogische Qualität, da Vogels Skulpturen einen Denk- und Wahrnehmungsprozeß beinhalten, der nachhaltig die Erfahrungen der Betrachter um Dimensionen erweitert und ihm eine Ahnung verleiht von Zeit und Raum.

Gabriele Uelsberg

aus: Gabriele Uelsberg, ›Peter Vogel‹ in Ausstellungskatalog Peter Vogel, Basel 1995


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