Peter Vogel, installation, april 1996 im SFB.


P e t e r V o g e l


Die Berliner Klangwand 1996 ist ein ca. 6 Meter breites, aus elektronischen Bauteilen konstruiertes Relief an einer weißen Wand, das auf Bewegungen bzw. die Schatten des Betrachters mit rhythmischen Klangstrukturen reagiert. Jeder der 18 Sensoren löst eine eigene musikalische Minimal-Sequenz (repetitive Tonfolgen) aus, die mit anderen beliebig kombiniert und in ihrer Lautstärke variiert werden kann. Die Lautstärke der einzelnen Klangfiguren nimmt während der Abschattung mehr oder weniger schnell zu und bei Lichteinfall (d. h. kein Schatten) wieder langsam ab.

Die Art der hierbei entstehenden musikalischen Form ist vom improvisierenden Betrachter abhängig. Er kann das Erscheinen neuer Muster, die Additionsprozesse der Einzelfiguren, die Klangdichte, die Dauern und die Lautstärke selbst bestimmen. Das Tonhöhenmaterial ist äußerst einfach: nur wenige Tonhöhen, wenige Intervalle. Der Reiz beim Spielen liegt vor allem im bewußten Dosieren der Lautstärken, dem An- und Abschwellenlassen der Partialfiguren und dem Probieren und Ausdenken neuer Kombinationen.

Die Interaktion mit der Klangwand ist ein Bewegungsspiel und gleichzeitig ein Spiel mit Klangfiguren: das vorgegebene Material stellt den ersten Teil einer Komposition dar, deren zweiter Teil vom Betrachter/ Spieler/Tänzer vollendet wird. Das Wahrnehmen der Dynamik in diesem Wechselwirkungsprozeß zwischen Maschine, musikalischer Struktur und handelnden Menschen einerseits, die Wahrnehmung des Raumes, definiert durch die Beziehung zwischen Licht, Mensch und Objekt andererseits, konstituieren das eigentliche Erlebnis beim Spiel mit der Klangwand.

Peter Vogel




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