H a n s G i e r s c h i k
Die ›innere Stimme‹ unterschiedlichster Plätze aufzuspüren und in Klanginstallationen zu verwandeln — das ist das Anliegen des hannoveranischen Klangkünstlers Hans Gierschik. "Ich bringe Klänge an Orte, die ich schon in meiner Phantasie zu hören glaubte." Um seinen vielkanaligen Klangapparat ergänzt, erweitert und bereichert er diese Orte.

Für die Auswahl der ›akustisch bereicherten Orte‹ spielt subjektives Interesse für Gierschik eine ausschlaggebende Rolle. So kommt es, daß ihn einmal die besondere Gestalt und Anordnung von alten Weiden an einem Kanal faszinierte und ihn dazu veranlaßte, für diese Bäume eine zwölfstimmige Weidensymphonie zu komponieren. Ein anderes Mal ist es ein historischer Bezug, der ihn zur Stadtgeschichte I und II anregte, oder der Grundriß einer Galerie (Electric City). Auch eine begrünte Straßenbahnhaltestelle veranlaßte ihn, dort eine akustische Landschaft zu installieren (Kleine Welt).

Immer werden die Besucher durch die Klänge intensiv mit dem Installationsort verbunden. Die Klänge, die Gierschik mit seinen bis zu 20 Lautsprechern installiert, entfalten eine räumliche Dimension. Damit Klangraum und Ausstellungsort zu einer neuen Räumlichkeit verschmelzen, ist es für Gierschik neben der Auswahl der Klänge ebenso wichtig, die Orte der Quellen genau zu fixieren. Etwa bei der Installation Stadtgeschichte I, bei der sich Klänge in einem langen, engen Schlauch drängeln, der einen belebten Platz umspannt.

Besonders eindrucksvoll gelingt dies auch bei seiner Weidensymphonie. Jeder Baum bekommt dort seine eigene, charakteristische Stimme. Und die Besucher, die nachts den abgelegenen, 400 Meter langen Parcours von Weide zu Weide abschreiten, erfahren durch das intensive Zusammenspiel der einzelnen Stimmen und der einzigartigen Atmosphäre des Ortes sehr eindrucksvoll, was Gierschik meint, wenn er von der "inneren Stimme eines Ortes" spricht.

Julia Förster



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