L a u r i e A n d e r s o n
Laurie Anderson ist ein Star, der sowohl in der Kunst wie in der Rockszene beachtet wird. Sie studierte Kunstgeschichte in New York und zeigte ihre Werke 1970-79 bei Einzel-und Gruppenausstellungen u.a. in New York, Washington, Chicago, Boston, Bochum, Genua. Ab 1974 tritt sie international vor allem mit Performances in Erscheinung, in denen Sprache, Klang und Bild zu einer Einheit verschmelzen. Ihre ersten Kompositionen und Auftritte waren kurz und siedelten sich in der Nähe von Happening und Avantgarde-Theater an. Sie spielte Violine in ungewöhnlichsten Situationen und baute dieses Instrument eigenwillig um, indem sie es beispielsweise mit einer Schallplatte kombinierte (Viophonograph, 1976). Ihr Beitrag auf der Doppel-LP Airwaves (eine Anthologie mit Musik und Texten bildender Künstler) bestand u.a. aus zwei Liedern für Violine, die mit einem Tonband-Bogen gespielt wurde. Aus dieser Verbindung des klassischen Instrumentariums mit elektronischen Medien gingen musikalische Skulpturen hervor, die akustisch wie optisch ungewöhnliche Signale aussandten.

Anderson kam 1981 mit der Schallplatte O Superman in die amerikanische Hitparade. Ihren größten Erfolg hat sie jedoch mit der vierteiligen Performance United States (auf Schallplatte 1984), die der Musikkritiker John Rockwell als ›Solo-Oper‹ bezeichnet. Anderson verbindet hier musikalische Aufführung mit Klang, Licht, Tonbandaufnahmen, Dia- und Filmprojektionen zu einer einzigartigen Auseinandersetzung mit ihrer Heimat. Im Gegensatz dazu ist ihre Klanginstallation der Handphone Table weniger auf ein allgemeines Publikum bezogen, sondern eine praktische Umsetzung individueller Hörerfahrung. Die Künstlerin schreibt dazu: "Das Prinzip des Handphone Table beruht auf Schallübertragungen durch Knochen. Stereomusik in niedrigen Frequenzbereichen wird verstärkt und umgewandelt und die Impulse auf die Metallstäbe übertragen, die an vier Punkten die Unterseite der Tischplatte berühren. Wenn der Hörer seine Ellbogen auf den Tisch stützt und die Hände über die Ohren hält, hört er Töne, die durch das Holz und die Knochen seiner Unterarme – die ebenso wie das Holz porös sind – übertragen werden."

Michael Glasmeier

aus: Klangskulpturen, Augenmusik. Grenzgänge zwischen Musik und Plastik im 20. Jahrhundert, Ludwig Museum, Koblenz 1995



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