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Veranstaltungsort: Akademie der Künste












Trickfilme:

Die bekannte Trickfilm-Regisseurin Christina Schindler war schon als Kind von Trickfilmen begeistert. Während dieser Veranstaltung wird sie verschiedene, von ihr ausgewählte Kurz-Trickfilme vorstellen. Wenn also auch Du gern Animationsfilme schaust und mit den kleinen Zeichentrickhelden lachen, weinen und Abenteuer erleben willst, dann darfst Du diese Flimmerstunde nicht verpassen!

"Anders Artig" (von Christina Schindler)
In Christina Schindlers Film stellen die Chamäleons schon beim Schlüpfen fest, dass einer von ihnen irgendwie anders ist! Nicht nur, dass er seine Farbe nicht an seine Umwelt anpassen kann, er verhält sich auch nicht so, wie man es von ihm erwartet. Als dann auch noch der Adler Jagd auf Beute macht, wird der Andersartige für alles Unglück verantwortlich gemacht. Eine wilde Hetzjagd durch den Dschungel beginnt…
Dieser liebevoll produzierte Trickfilm wurde mit dem Prädikat "Besonders wertvoll" ausgezeichnet und gewann schon verschiedene Preise.


"Zugvögel" (von Christina Schindler)
"Wo sind eigentlich die Vögel im Winter?", fragt ein kleiner Junge seinen Vater. Der spricht etwas abwesend von der Reise der Vögel in den Süden, es sind ja schließlich Zugvögel. In der Fantasie des Kindes reisen die Vögel mit dem Zug in den Süden, dorthin, wo die Familie letztes Jahr im Urlaub war. Aber wie verbringen die Vögel wohl ihre Urlaubstage? Auch auf diese Frage weiß das Kind eine Antwort.
Durch den Wechsel von Trick- und Realfilmszenen setzte Christina Schindler die Verflechtung von fantasievoller Kindersicht und rational-logischem Erwachsenenblick gekonnt ins Bild und erschuf somit einen interessanten Animationsfilm.


"Der Tenor" (von Thor Freudenthal)
...Star in Thor Freudenthals zweiminütigen Film "Der Tenor" ist ein einsamer Strauß, der sich in seinem Zoogelände verkannt fühlt. Er wiegt sich in eitlen Phantasien als Opernstar. Der Film schwenkt ironisch zwischen dem erträumten Belcanto und dem realen Gekreische. Doch einziger Zeuge der komischen Szene ist ein kleiner Junge…

"Lucia" (von Felix Gönnert)
Lucia entdeckt auf ihrer nächtlichen Erkundung durch das Krankenhaus ein paar Röntgenbilder. Das Bild eines Kopfes regt ihre Phantasie an – Traum und Wirklichkeit verwischen. Ihre Krankheit führt sie zu einem Ort des Ursprungs. Nach der Rückkehr überwiegt die Hoffnung.
Felix Gönnert nahm 1997 das Studium der Animation an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg auf. Doch schon 1990 führte der heute 29jährige erste Kurzfilmprojekte durch. 1994 versuchte er sich an ersten Charakteranimationen im Computer. Inzwischen animierte der in Lüneburg Geborene schon die Punicadosen im Kühlschrank und die Ameisen im Pringles-Werbespot. "Lucia" ist sein Abschlussfilm an der HFF Babelsberg.

"Today" (von Christoph Kellner)
"Today" , Animationsfilm und Musik-Video zugleich, gewährt dem Zuschauer einen zeitgerafften Blick auf das Leben einer Pflanze im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten.
Christoph Kellner erblickte 1972 in Erlangen das Licht der Welt. Von 1994 bis 1998 studierte er Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität sowie Theater, Film und Fernsehen an der Freien Universität in Berlin. Anschließend absolvierte er bis 2002 das Animationsstudium an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg.

"Das Geheimnis der Berge" (von Jana Müller)
Dieser viereinhalbminütige Film zeigt nicht nur das wunderschöne schweizerische Alpenzellerland sondern ist zugleich eine Homage an das Leben selbst.
Die 1977 in Berlin geborenen Jana Müller arbeitete seit 1996 schon als Illustratorin, Charakterdesignerin und Animatorin. "Das Geheimnis der Berge" ist die Abschlussarbeit ihres Animationsstudiums an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg, welches sie 1997 begann und 2003 erfolgreich beendete.

"Bsss" (von Felix Gönnert)
Faszinierend, was die kleine Fliege in einem Kinderbuch auf dem Küchentisch entdeckt: Der Elefant in dem Buch macht einen Rüsselstand. Ob sie das ebenfalls kann? Schließlich hat sie auch einen Rüssel…

"Feldversuche" (von Stefan Assmus)

Der kleine Hase hat sich auf dem großen Feld eine Rübe ausgeguckt, die er fortan immer gießt. Eines Tages beschließt er, sie zu ziehen, doch ist sie ihm am Ende über den Kopf gewachsen? Da macht der kleine Hase überraschend eine Bekanntschaft...

"Trompe l’loeil" (von Ingo Panke)
Ein kleiner Wurm hat eine wunderbare Aussicht aus dem Fenster seines neuen Heims. Nun muss er nur noch die Wände streichen und die Einrichtung nach seinen Wünschen gestalten. Nach getaner Arbeit liegt er entspannt im Liegestuhl und genießt ein erfrischendes Getränk. Doch plötzlich stört ihn ein schneidendes Geräusch in seiner Ruhe…
Ingo Panke wurde 1968 in Korb geboren. Er absolviert Schule und Abitur sowie Zivildienst, bevor er 1991 nach Berlin zieht. Sein Studium der Soziologie und Politik bricht er ab und arbeitet fortan als Krankenpfleger, Taxifahrer, Set-Dekorateur und Produktionsassistent. Ein Praktikum und das Arbeiten in einem Trickfilmstudio weisen neue Wege. Er betätigt sich als Zeichner für Computerspiele und beginnt 1996 an der HFF "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg ein Animationsstudium.

"Pantoffelhelden" (von Susanne Seidel)
Dies ist die abenteuerliche Geschichte eines Frosches, der sich in die falsche Froschdame verliebt. Denn diese ist zwar blendend schön aber bloss eine Puppe, die außer Stroh nichts im Kopf hat. Und dann ist da noch der gefährliche Storch, der den liebestollen Frosch zum Fressen gern hat. Erst im letzten Moment naht die Rettung…
Von der Idee bis zum fertigen Film vergingen fast vier Jahre. Mehr als zwei Jahre brauchten Susanne Seidel und ihr sechsköpfiges Team aus HFF-Absolventen nur für das Zeichnen der knapp 11.000 Bilder, die dann einzeln im Computer koloriert wurden.
Susanne Seidel wurde 1975 in Halle an der Saale geboren. Gleich nach dem Abitur 1993 schaffte sie die Aufnahmeprüfung an der HFF für den Studiengang Animation. Während ihres Studiums absolvierte sie diverse Praktika bei Hahnfilm in Berlin und konnte praxisorientierte Erfahrungen sammeln mit zahlreichen kurzen Arbeiten in Film und Fernsehen.
"Pantoffelhelden" ist Susanne Seidels Diplomfilm.



Werkstatt – Dreh: Film und Fernsehen sind inzwischen ganz selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags. Aber hast Du dich schon mal gefragt, was zu einem Dreh so dazugehört, damit ein Film entstehen kann? In der Werkstatt ‚Dreh’ erfährst Du es, wenn Du zusammen mit dem Regisseur Oleg Assadulin witzige Szenen und Spots mit der Kamera festhältst.
Oleg Assadulin wurde 1971 im Südural in Russland geboren. Nach seinem Kunststudium zog er nach St. Petersburg, wo er 3 Jahre als Lebens- und freier Künstler verbrachte, bevor er 1994 an der St. Petersburger Kunstakademie das Studium der Malerei und Bildhauerei aufnahm. Seit er 1997 nach Berlin kam, arbeitete er als Bauarbeiter, Tischler, Maler, Bildhauer, Illustrator und Storyboarder. Im Jahre 2000 begann er dann sein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Mit seinen Kurzfilmen, die Titel tragen wie "Berlin Beat" (2000), "Russische Frauen tragen gerne kurze Röcke" (2002) und "Ars Moriendi" (2003), konnte sich Oleg Assadulin einen Namen machen.



Werkstatt – Trickfilm:
Du findest Zeichentrickfilme viel unterhaltsamer als jede Seifenoper im Fernsehen? Und du hast dich schon immer gefragt, wie den gemalten Figuren Leben eingehaucht wird?
Dann finde es hier heraus! Zusammen mit der preisgekrönten Trickfilm-Regisseurin Christina Schindler soll im Rahmen dieser Werkstatt an Trickboxen ein gemeinsamer Film entstehen.
Christina Schindler wurde 1962 in Kassel geboren und war schon als Kind von Trickfilmen begeistert. Im Kindergarten zeichnete sie "Daumenkinos" und designte ihre eigenen Wunschfiguren. Ihr gefiel das Zeichnen so gut, dass sie beschloss, an der Hochschule für Bildende Künste Kassel ein Studium mit dem Schwerpunkt Animationsfilm zu beginnen und Trickfilmerin zu werden. Seit 1988 macht sie Trickfilme in Berlin und produziert in eigener Regie auch Kinderfilme. An der HFF "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg lehrt sie seit 1993 und erhielt dort 2002 eine eigene Professur für Animation. Christina Schindlers Filme erzählen Geschichten, die geradewegs der Fantasie von Kindern entsprungen sein könnten. Sie sind außergewöhnlich liebevoll gemacht und begeistern sowohl große als auch kleine Zuschauer/innen.


Werkstatt – Drehbuch und Regie:
Einem jeden Film liegt ein Drehbuch zu Grunde. Dieses enthält die zu erzählende Geschichte und besteht aus Dialogen und Regieanweisungen, welche in Szenen niedergeschrieben sind. Wie man Szenentexte schreibt, Filmbilder entwirft und passende Regieanweisungen gibt,
kannst Du in dieser Werkstatt von Kirsi Liimatainen lernen.
Die 1968 geborene Finnin studierte Schauspiel in Finnland und arbeitete von 1991 bis 1999 als Schauspielerin in ihrem Heimatland für Fernsehen, Rundfunk und Theater. 1995 absolvierte sie ein Spezialisierungsstudium "Schauspieler und Kamera", bevor sie 1997 auch noch ihren Magister der Theaterkunst machte. Der vielen Qualifizierungen nicht müde, studiert sie seit 1999 Regie an der HFF "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg.
Kirsi Liimatainen ist nicht nur Stipendiatin der Akademie der Künste sondern auch der Cannes Fondation, Paris-Residence-Programm des Filmfestivals Cannes. Alle bisherigen Arbeiten von ihr beruhen auf den sehr rauen Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend in Finnland.



Werkstatt – Filmmusik: Das Medium Musik hat die wundervolle Kraft, Emotionen und Erinnerungen in uns wachzurufen. In Filmen schafft es Musik, die Bilder, die Geschichte und Situationen noch deutlicher darzustellen. Damit die Stücke auch wirklich genau zu den Filmaussagen passen, wird oft eigens eine Musik zu ihnen komponiert. Und wenn Du musikalisch und kreativ bist, dann wirst Du bestimmt viel Spaß dabei haben, zusammen mit der Komponistin Judith Ring eine Filmmusik zu Kirsi Liimatainens Film "Virginity. It doesn’t hurt." zu schreiben.
Die 28jährige Irin Judith Ring studierte in Dublin von 1994 bis 1998 Musik am Trinity College. Im anschließenden Magisterstudium spezialisierte sie sich auf dem Gebiet der elektronischen und elektroakustischen Komposition, welches sie 2000 abschloss. Im selben Jahr gewann sie den 1. Preis beim Internationalen Luigi Russolo Wettbewerb. Seit 2002 hat Judith Ring ihren Wohnsitz in Berlin. Bereits im letzten Jahr betreute sie den Workshop "Filmmusik" beim Kinder- und Jugendprojekt der Akademie der Künste, von welcher sie gefördert wurde.



Werkstatt – Fotografie: Zusammen mit der Fotografin Amélie Losier wird in dieser Werkstatt das Leben mal aus einer anderen Perspektive betrachtet. Welche Perspektive zum Thema "Mein Leben. Eine Erzählung über Alltag und Freunde", bestimmen dabei Du und Dein Fotoapparat.
Amélie Losier wurde 1976 in Versailles, Frankreich geboren. Im französischen Nanterre und hier in Berlin studierte sie von 1994 bis 1999 Germanistik. 2001 begann sie dann ihre Ausbildung an der renommierten Schule "Fotografie am Schiffbauerdamm" bei Arno Fischer und Jörn Vanhöfen. Auch arbeitete sie bereits für verschiedene Fotografen als Assistentin.
Die junge Französin veröffentlichte schon in Zeitschriften, war in Ausstellungen vertreten und fotografierte für Theater sowie Kurz- und Kinofilme. Amélie ist Stipendiatin der Akademie der Künste. Hier dokumentierte sie auch im letzten Jahr das 7. Kinder- und Jugendprojekt der Akademie der Künste.
Rozalie Hirs schreibt:

"L'Instant: Der Moment bei Amélie Losier
Aus den Photographien Amélie Losiers spricht ein fühlender Blick auf unsere Welt und ihre Menschen. Die Alltagswelt, die wir zu kennen glauben, bekommt bei Losier den magischen Glanz des genau richtigen Moments. In diesem Moment der Erfahrung pur öffnet sich eine Wirklichkeit und verwundert uns, weil sie neu erscheint. Dieser Moment verspricht Bewegung mit seinen bewegten Menschen und Bewegungsspuren. Im Bild ist die Zeit spürbar und durchquerbar.
Losier besitzt eine besondere Intuition für Licht, das sie im Alltag vorfindet, und für Licht, das sie bei der Vergrößerung in das Bild hineinscheinen lässt. Dann erzählen diese Bilder vom Warten auf das wahre Licht und seinem Geschehen. Und der Schatten im Regen wird nur so beregnet von Licht. Eine Mülltüte auf der Wiese, hinterlassen nach der Demonstration, scheint nur so von Licht und man fragt sich, was die Demonstranten wohl gegessen und getrunken haben."



PRÄSENTATION:

Manche haben tagelang geschrieben und gedreht, fotografiert und komponiert. Seid gespannt auf die kreativen Arbeiten aus den verschiedenen Werkstätten.


Fotografie – Atelier:
Sibylle Bergemann wurde 1941 in Berlin geboren. 1966 begann sie ihre fotografische Ausbildung bei Arno Fischer - einem der wichtigsten und meistgeschätzten Lehrer für Fotografie in der DDR. Seit 1967 ist die Fotografin freiberuflich tätig und bis zum heutigen Tage veröffentlichte sie in so renommierten Zeitschriften wie Die Zeit, Der Spiegel, Stern, The New York Times und Geo. Von Sibylle Bergemann kann man lernen, wie man Situationen erkennt, wie man Bilder aufspürt und so Fotos macht, die andere eben nicht machen.


Musik: Als Auftakt zur Präsentation der Werkstatt-Ergebnisse spielt Michael Wertmüller. Der Schweizer wurde 1966 in Bern geboren. Auszüge aus seinem musikalischen Werdegang stellen das Lehr- und Orchesterdiplom am Konservatorium Bern und das Percussion-Solistendiplom am Konservatorium Amsterdam dar. Neben der Mitarbeit in verschiedenen Sinfonieorchestern kann Michael Wertmüller auf etliche Radioaufnahmen, Uraufführungen und Soloauftritte im In- und Ausland zurückblicken. Das Erringen von ersten Plätzen in Schlagzeugwettbewerben findet sich in seiner Biografie ebenso wie das Mitwirken in diversen Formationen, von denen vor allem die Band "Alboth!" bekannt ist. Der talentierte Schlagzeuger arbeitet außerdem als Komponist und ist Stipendiat der Akademie der Künste.


Spielfilm: Jeden Tag, jede Sekunde triffst Du eine Entscheidung, die Dein Leben verändern kann.
Berlin. Ein Sommertag, an dem eine ganz kurze Zeit über Liebe, Leben und Tod entscheidet. Lola und Manni sind Anfang zwanzig und ein Liebespaar. Manni jobbt als Geldkurier für einen Autoschieber. Doch an diesem Tag läuft alles schief: Als er Kontrolleuren in der U-Bahn zu entwischen sucht, vergisst er die Plastiktüte mit 100.000 Mark. In 20 Minuten will sein Boss das Geld abholen. Verzweifelt ruft Manni Lola an. Was soll er tun? Wenn er das Geld nicht auftreibt, wird er sterben.
Lolas Hirn rast: 20 Minuten, um 100.000 Mark zu besorgen. 20 Minuten, um Mannis Leben zu retten. Da kommt Lola eine Idee. Sie stürzt aus dem Haus und läuft los. Durch die Straßen Berlins. LOLA RENNT. Um ihr Leben, um Mannis Leben, um ihre Liebe - und um irgendwie und irgendwo Geld aufzutreiben.
Tom Tykwer präsentiert seinen Film "Lola rennt", anschließend kann diskutiert werden.


Tom Tykwer wurde 1965 in Wuppertal geboren. Bereits mit elf Jahren drehte er erste Super-8-Filme. Später arbeitete er in verschiedenen Programmkinos, als Produktions- und Regieassistent sowie Ko-Autor, bevor er 1988 die Leitung des Berliner Moviemento-Kinos übernahm. Zusammen mit Stefan Arndt, Wolfgang Becker und Dani Levy gründete er 1994 die Produktionsfirma X Filme Creative Pool, mit der unter anderem der Film "Das Leben ist eine Baustelle" realisiert wurde. "Lola rennt" war Tykwers dritter Spielfilm. Mit ihm konnte der Regisseur nicht nur in Deutschland sondern auch international Erfolge verbuchen. Allein in den USA spielte der Film über sieben Millionen Dollar ein und ist damit einer der erfolgreichsten nichtamerikanischen Filme, die jemals in US-Kinos gezeigt wurden.
Seit 2000 ist Tom Tykwer Mitglied der Akademie der Künste in Berlin.


Dokumentarfilm: "Eisenzeit" von Thomas Heise erzählt von jungen Menschen, die einmal miteinander befreundet waren, damals, als sie noch gemeinsam zur Schule gingen, als sie erwachsen wurden, damals in Eisenhüttenstadt, der "ersten sozialistischen Stadt der DDR". Mario Seela, Tilo Paukulat, Anka Winter, Frank Hauff und Carsten Tarrach wurden geboren um die Zeit des Mauerbaus und des Namenswechsels ihres Heimatortes von Stalinstadt in Eisenhüttenstadt, der ersten in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg erfolgten Stadtgründung. Ihr normales Leben, das ihre bis in die Gegenwart, im Wechsel von Banalität und äußerster Dramatik verlaufenden Biografien miteinander verknüpft, sie aufeinander beziehen lässt, ist symptomatisch für diese Generation der heute Vierzigjährigen.
Der Film sollte schon 1980 entstehen. Heise wollte eine Gruppe von Jugendlichen aus Stalinstadt, später Eisenhüttenstadt, der ersten sozialistischen Stadt der DDR, porträtieren. Er kam bis zum ersten Drehtag, dann sprach ihn ein Mann in der Kantine an: "Sie machen nicht diesen Film." Mario, Tilo, Karsten und Frank - sie waren nicht die Vorzeige-Jugend des Staates. Die ersten beiden sind tot, als Heise zehn Jahre später Eisenzeit macht.
Die vergangenen Ereignisse, an denen die Affekte weiter haften, und ihre Zusammenhänge werden von Heise in Etappen rekonstruiert: Er befragt die Eltern, die Geschwister der Verstorbenen, die Freunde, die Lehrerin, er liest aus vergilbten Klassenbüchern vor - und immer wieder gibt es Fotos von damals zu sehen.
Was sich dabei abzeichnet, ist das Aufbegehren einer Generation gegen die bleiernen Verhältnisse und gegen Eltern, die so angepasst waren, dass sie ihre Kinder vom Staat erziehen ließen. Was sich dabei abzeichnet, Aussage gegen Aussage, Schicht für Schicht, ist die Tragik einer Generation, die nur flüchten wollte, aber nicht wusste, wohin. "Ich war gegen alle und gegen mich selbst", wird Tilo zitiert, der zum Alkoholiker wurde. Es ist aber auch nicht so, dass man im Westen (oder im wiedervereinigten Deutschland) glücklicher würde: Nicht nur Marios Mutter kritisiert die Entwicklung nach der Wende. "Eisenzeit" ist grundsätzlicher in seiner Kritik, denn es geht um die Freiheit, sich als Subjekt zu entwerfen - eigentlich um die Verhinderung dieses Prozesses. Darum steht am Ende auch die Erzählung Franks, des Überlebenden: Er führt die Anklage, aus ihm spricht immer noch der Hass, wenn er an seinen Vater denkt, der ihn erniedrigt und verprügelt hat. Grundlos - weil er einen Sohn bekam, der an seine Welt nicht mehr glauben konnte.

Thomas Heise wurde 1955
in Berlin geboren. Nach der Schule absolvierte er von 1971-73 eine Druckerlehre, was er in einem Gespräch mit Erika Richter als "Beruf für gescheiterte Existenzen" kommentierte. Im Anschluss an den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee arbeitete er ab 1975 in den DEFA-Studios in Babelsberg als Regieassistent für Spielfilme. Gleichzeitig machte Heise das Abitur nach, um dann 1978 an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam-Babelsberg ein Studium zu beginnen. Als sein Erstlingswerk "wozu denn über diese Leute einen Film" für alle öffentlichen Vorführungen gesperrt wurde, brach Heise das Studium ab. Seit 1983 ist er freiberuflich als Autor und Regisseur am Theater sowie im Hörspiel- und Dokumentarfilmbereich tätig. Bis zum Ende der DDR durften aber viele seiner Filmprojekte nicht gezeigt werden. Dafür fand Heise am Theater ein künstlerisches Zuhause. Ab 1987 war er für 3 Jahre Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin und bis 1997 Mitglied des Berliner Ensembles. Seit 2001 zählt Thomas Heise zu den Mitgliedern der Akademie der Künste Berlin. Seine Arbeiten nehmen Menschen ins Bild, die gesellschaftlich im Abseits und zugleich im Schnittpunkt historischer Prozesse stehen.

Anschrift:
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
10557 Berlin


Verkehrsanbindung:
S-Bahnhof Bellevue, U-Bahnhof Hansaplatz

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