Louise Bourgeois

1911
Louise Bourgeois wird am 25. Dezember in Paris geboren. Ihre Eltern betreiben eine Restaurierungswerkstatt für historische Tapisserien.

1932 - 1938
Louise Bourgeois studiert zunächst Mathematik an der Sorbonne, beendet ihr Studium aber mit einer philosophischen Arbeit über Blaise Pascal und Immanuel Kant. Nach eigener Aussage "enttäuscht" von den Unwägbarkeiten der Mathematik, besonders der nicht-euklidischen Geometrie, wendet sie sich von dieser ab und beginnt ab Mitte der 30er Jahre ihre künstlerische Ausbildung, u. a. bei Fernand Léger.

1938
Louise Bourgeois siedelt mit ihrem Ehemann, dem US-amerikanischen Kunsthistoriker Robert Goldwater, nach New York über und setzt ihre künstlerische Ausbildung an der Art Students League fort. Sie pflegen in den folgenden Jahren Kontakte zu den Kunsthistorikern Erwin Panofsky, Clement Greenberg, dem Musiker John Cage oder dem Architekten Le Corbusier, den KünstlerInnen Willem de Kooning, Joan Miró, Louise Nevelson oder Mark Rothko. Bourgeois und Goldwater haben drei Söhne.

1945
Bourgeois kuratiert – unterstützt von Marcel Duchamp – in der New Yorker Norlyst Gallery Documents, France 1940 – 1944: Art – Literature – Press of the French Underground, angereichert durch Werke von Bonnard, Dubuffet, Picasso und Beiträge von Louis Aragon, André Gide, Jean-Paul Sartre und Gertrude Stein.

1945 - 1953
Erste Einzelausstellungen. Entwicklung zahlreicher Femme Maison-Arbeiten - das Motiv weiblicher Körper-Gebäude-Figuren wird sich durch ihr gesamtes Werk ziehen. Wichtige Präsentationen widmen sich den holzstelenartigen "Personnages" (1949, 1950, 1953 Peridot Gallery, New York).
Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der Kommunistenverfolgung der McCarthy-Ära wird Bourgeois 1949 vor das House of Un-American Activities Committee zitiert.


1955
Bourgeois nimmt die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Anfang 60er Jahre
Als eine der ersten KünstlerInnen verwendet Louise Bourgeois Latex und andere ungewöhnliche Materialien und schafft wegweisende, so genannte "formlose" Objekte.

1964 - 1966
Entscheidende Einzelpräsentationen, darunter 1964 Stable Gallery, New York. Teilnahme an wichtigen New Yorker Gruppenausstellungen, wie Eccentric Abstraction, 1966 Fischbach Gallery, kuratiert von Lucy Lippard. Die Ausstellung zeigt neben Bourgeois auch Arbeiten von Eva Hesse, Bruce Nauman und Alan Saret.

1967
Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Erotischer Symbolismus" in der School of Visual Arts gemeinsam mit Eva Hesse und Paul Thek. Erste Reise nach Pietrasanta, Italien, zur Arbeit mit Marmor und Bronze. Bis in die 80er Jahre wiederholte Aufenthalte in Pietrasanta und Carrara.

1968
Enstehung der Bronzearbeit Molotov Cocktail, 1968, die in Bezug auf den Vietnamkrieg gelesen werden kann.

Anfang 70er Jahre
Louise Bourgeois nimmt an verschiedenen Demonstrationen teil und engagiert sich in der Frauenbewegung. Die in diesem Zusammenhang wachsende Aufmerksamkeit gegenüber ihrer Kunst und der Arbeit von Künstlerinnen generell führt zu einer kontinuierlich steigenden Anzahl von Ausstellungspräsentationen.

1973
Tod von Robert Goldwater.

1982
Durch eine großangelegte Retrospektive im Museum of Modern Art, New York, kuratiert von Deborah Wye, wird die Künstlerin einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

1986
Die ersten Cell-Arbeiten entstehen – bühnenähnliche, teils begehbare und mit assoziationsreichen Objekten versehene Raumanordnungen unterschiedlichster Größen und Umgrenzungen.

1989
Die erste größere europäische Retrospektive im Frankfurter Kunstverein, kuratiert von Peter Weiermair, ist u. a. in Barcelona, Otterlo und in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München zu sehen.

1992
Teilnahme an der Documenta IX in Kassel mit der Installation Precious Liquids.

1993
Die Künstlerin vertritt die Vereinigten Staaten auf der 45. Biennale von Venedig.

1994
Die Kestner-Gesellschaft, Hannover, präsentiert Skulpturen und Installationen.

1996
Die Skulpturen Enviornments und Zeichnungen umfassende Wanderausstellung Louise Bourgeois - Der Ort des Gedächtnisses, die zuerst 1994 im Brooklyn Museum of Art, New York und später u. a. im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris zu sehen war, wird in den Hamburger Deichtorhallen präsentiert.

1997
Ehrung durch die National Medal of Arts, die ihr Sohn Jean-Louis stellvertretend im Weißen Haus von Präsident Clinton entgegen nimmt.

1999
Auszeichnung durch den Goldenen Löwen auf der 48. Biennale von Venedig. Ausstellung mit Zeichnungen und Skulpturen in der Kunsthalle Bielefeld.

2000
Louise Bourgeois richtet die Eröffnungsausstellung in der Londoner Tate Modern aus und präsentiert hier u. a. ihre über neun Meter hohe Spinnenskulptur Maman aus dem Jahr 1999. Einweihung einer permanenten Installation im Jardin des Tuileries, Paris.

2001/02
Als erster lebender Künstlerin widmet die Eremitage in St. Petersburg Louise Bourgeois eine Ausstellung. Eine Sammlung ihrer Texte und Interviews aus den Jahren 1923 bis 2000 wird in deutscher Sprache unter dem Titel Destruction of the Father / Reconstruction of the Father veröffentlicht (zuerst 1998 in englischer Sprache).

2002
Teilnahme an der Documenta 11 in Kassel mit Insomnia Drawings und neueren Cell-Arbeiten. Auszeichnung mit dem Wolf-Preis in Jersualem.

Bis heute
Neben Skulpturen, Zeichnungen und Installationen verfasst Louise Bourgeois Briefe, Tagebuchnotizen, Statements, Kurzgeschichten und Anmerkungen zu ihren Arbeiten. Jeden Sonntag öffnet die Künstlerin ihr Haus zu einem "Sunday Afternoon Salon", um mit KünstlerInnen aller Sparten und mit Kunstvermittlern zu diskutieren.