Sani / Sasso stellen im postfuhramt aus.


N i c o l a S a n i / M a r i o S a s s o
eine intermediale ›camera obscura‹
In der Installation Le città continue/La stanza di Vertov manifestiert sich ein alchimistischer, beinahe magischer Bezug zur Erinnerung als Mechanismus der Erkenntnis einerseits und als Erinnerung des Modernen (das Kino, die Stadt) andererseits. In einer ›camera obscura‹, die zugleich Schlupfwinkel unseres Geistes und das imaginäre Innere einer Filmkamera sein kann, ›modellieren‹ Sassos zwei große Leinwandgemälde gemeinsam mit Sanis Klängen und dem wechselnden Licht den Raum. Es handelt sich um Werke (Aufsichten von Städten, von Schatten bevölkert), die bereits für sich genommen ›intermedial‹ sind. Innerhalb einer transparenten Plexiglasstruktur, die die trichterförmige Vertikalität von Wolkenkratzern evoziert, befinden sich vier Monitore, die in einer Videoübertragung eines der klassischen ›Videogramme‹ des Künstlers im Prozeß seiner Herstellung zeigen. Unter den Lichtbrechungen treten die Schwarz/Weiß-Sequenzen aus dem Film Der Mann mit der Kamera (1929) von Dziga Vertov — eines der bedeutendsten Werke der Moderne des Films — besonders hervor. Eine Begegnung zwischen Malerei, Film, Fotografie, Musik, Skulptur und elektronischen Bildern findet statt, die, um im Ganzen erfaßt zu werden, eine Beteiligung der intuitiven Intelligenz und der Gesamtheit aller Sinne erfordert, die bereits in sich selbst ›interaktiv‹ ist.

Marco Maria Gazzano

aus: Marco Maria Gazzano, ›Mario Sasso, Nicola Sani. Le cità continue, La Stanza di Vertov. Italien 1993/95 – Installazine‹ in Ausstellungskatalog Video Art Festival Locarno, 1995

die musik In dieser Musik kann man umherwandeln; es wird die vertikale Wahrnehmung eines Ganzen geschaffen, das dazu bestimmt ist, sich niemals in seiner Totalität zu wiederholen, sondern lediglich in seinen Einzelelementen. So werden Wahrnehmungsbrechungen aufgebaut, ›Schläge‹ zwischen den auditiven und visuellen Objekten, durch die der Rhythmus der gesamten Komposition entsteht. Es ist ein Ort um innezuhalten, um darüber nachzudenken, wie der Welt, wie der Zeit zuzuhören sei. Die über Lautsprecher verbreitete Musik wurde durch digitale Bearbeitung von Originaltönen und Systeme für digitale Klangsynthese erzeugt.

Nicola Sani




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